PwC-Studie 2021: Wie die Bauindustrie mit der Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Corona umgeht
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Rebekka Berbner
Partnerin bei PwC Deutschland im Bereich Capital Projects & Infrastructure
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Die Bauindustrie kommt weiterhin gut durch die Corona-Krise: Drei von vier Unternehmen aus der Branche berichten, dass ihre Geschäftsaktivitäten nur wenig oder gar nicht von COVID-19 betroffen sind.
Die Hoffnung, dass die Pandemie für einen Digitalisierungsschub sorgt, hat sich allerdings nicht bestätigt: Noch immer klafft eine große Lücke zwischen den Potenzialen, die Bauunternehmen und Planer in digitalen Lösungen wie Cloud Computing sehen, und den eigenen Fähigkeiten in diesem Bereich.
Und auch in Sachen Nachhaltigkeit besteht in der Bauwirtschaft Aufholbedarf: Viele Unternehmen haben zwar die Relevanz von Aspekten wie Umwelt, Soziales und guter Unternehmensführung (ESG) erkannt. Die Anforderungen von Kunden und Regulatoren in diesem Bereich haben sie jedoch vielfach noch nicht im Blick.
„Die Bauindustrie ist bisher relativ glimpflich durch die Krise gekommen und musste kaum Einbrüche in Kauf nehmen. Allerdings hat die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen: So haben viele Unternehmen aktuell mit Problemen in der Lieferkette zu kämpfen.“
Drei von vier Unternehmen aus der Branche berichten, dass ihre Geschäftsaktivitäten nur wenig oder gar nicht von COVID-19 betroffen sind. Im Vergleich zum Vorjahr fällt die Betroffenheit etwas höher aus: Damals berichteten sogar 80 Prozent, dass sie die Pandemie kaum oder gar nicht spüren.
In jedem Fall hat die Pandemie ihre Spuren hinterlassen: Während Lieferkettenengpässe im letzten Jahr noch keine allzu große Herausforderung für die Befragten darstellten, klagen nun Rund neun von zehn Befragten in der Umfrage über Verzögerungen in der Lieferkette und die Verfügbarkeit von Rohstoffen. Drei Viertel sehen in der Umstellung auf mehr digitale Zusammenarbeit eine Hürde.
Die Auswirkungen auf das operative Geschäft sind allerdings weniger spürbar als im Vorjahr: Während 2020 noch rund 40 Prozent der Befragten über den Wegfall von Projekten und Umsatzeinbrüche berichteten, betrifft dies in der aktuellen Umfrage nur 25 bzw. 22 Prozent der Befragten.
Der Digitalisierungsschub, den viele Branchenkenner erwartet hatten, ist in der Bauindustrie bislang ausgeblieben: Zwar sind sich die Befragten einig, dass die Digitalisierung viele Chancen bietet. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich jedoch die Diskrepanz zwischen den Potenzialen und den Fähigkeiten nur bei zwei von sieben digitalen Lösungen verkleinert.
Knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) attestiert dem eigenen Unternehmen einen hohen Digitalisierungsgrad. Mit Blick auf die administrativen Prozesse wie Finanzen oder HR und die Projektprozesse – beispielsweise zur Planung und Kalkulation – sehen sogar rund sechs von zehn Unternehmen einen hohen Digitalisierungsgrad.
Die größte Herausforderung mit Blick auf die Nutzung digitaler Lösungen sehen die Unternehmen im fachlichen Know-How ihrer Mitarbeiter bzw. dem Fachkräftemangel. Zusätzliches Kopfzerbrechen bereitet der Bauindustrie die interne Akzeptanz (78 %) sowie die Sicherstellung der Cyber Security (76 %).
Die Digitalisierung kann auch dazu beitragen, dass Bauunternehmen sorgsamer und nachhaltiger mit ihren Ressourcen umgehen – ein Thema, das die Branche unter dem Stichwort ESG – also Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung – immer stärker beschäftigt: Zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) sehen ESG als relevant für die Branche an.
Auf die Anforderungen der Kunden und Regulatoren rund um diese Aspekte sind viele Unternehmen jedoch noch nicht vorbereitet: Fast jede:r Zweite sieht mit Blick auf die ESG-Anforderungen der Kunden – etwa zur CO2-Neutralität – und Regulatoren – beispielsweise mit Blick auf die EU-Taxonomie oder das Lieferkettengesetz – noch Nachholbedarf. Besser vorbereitet sind die Unternehmen auf die Anforderungen der eigenen Mitarbeitenden, beispielsweise rund um die Arbeitsbedingungen oder die Sicherheit. Hier sehen sich 85 Prozent gut aufgestellt.
Die Prioritäten der Unternehmen bei der Vielzahl an Nachhaltigkeitsthemen liegen klar im sozialen Bereich: Jede:r Zweite nennt die Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden als wichtigstes ESG-Thema; 42 Prozent legen die Priorität auf den Datenschutz, 36 Prozent auf eine nachhaltige Wertschöpfung und Beschaffung.
„Mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel müssen alle Branchen mehr tun, etwa Emissionen reduzieren und ihren Beitrag zur Klimaneutralität leisten. Ich bin davon überzeugt, dass es hier ein Umdenken geben wird – nicht zuletzt, weil Kunden und Regulatoren den Druck auf die Unternehmen erhöhen und mehr Engagement einfordern.“
„Die Lücke zwischen den Potenzialen, die Bauunternehmen in digitalen Technologien erkennen und den eigenen Fähigkeiten in diesem Bereich, schließt sich – wenn überhaupt – nur sehr langsam.“
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Befragung im Auftrag von PwC Deutschland unter 100 Bauunternehmen, Planern und Projektsteuerern.