Das Dilemma der Chief Data Officer (CDO)

PwC-Studie 2023: Im Balanceakt zwischen Data Governance und Demonstration des Wertbeitrags

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Marcus Hartmann

Marcus Hartmann
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Ist die CDO-Funktion noch zukunftssicher?

Angetrieben durch das aktuell sehr große Interesse an generativer künstlicher Intelligenz (KI) stehen Daten weit oben auf der Agenda der Führungskräfte. Laut der 26. PwC CEO Survey entscheiden sich viele Unternehmen für einen verstärkten Einsatz von Daten- und Analytics-Technologien, um Umsatzwachstum in einer wirtschaftlich schwierigen Situation zu ermöglichen. Umso erstaunlicher ist es, dass 2023 weniger Chief Data Officer (CDO) ernannt wurden als in den Vorjahren und der Anteil der Unternehmen, die eine solche Rolle besetzt haben, sinkt. 

Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle „Chief Data Officer“-Studie. Für die Analyse hat PwC bereits zum dritten Mal gemeinsam mit Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, unter anderem die Geschäftsberichte der 2.500 weltweit größten börsennotierten Unternehmen untersucht.

„Wir befinden uns an einem Wendepunkt, was die Nutzung von KI angeht. Infolgedessen überdenken Unternehmen ihre Datenstrategie, die als notwendige Grundlage für KI gilt.“

Marcus Hartmann,Chief Data Officer bei PwC Deutschland

Die Studie im Überblick

Daten im Fokus

In diesem Jahr sind Daten und Modellierung aufgrund des starken Interesses an generativer künstlicher Intelligenz (KI) vermehrt in den Vordergrund gerückt. Die Analyse von Tausenden von Geschäftsberichten bestätigt, dass der Umgang mit Daten aktuell ein zentrales Thema für Unternehmen darstellt: So wird der Begriff „Data“ in den Geschäftsberichten der 2.500 größten börsenorientierten Unternehmen weltweit häufiger erwähnt als im Vorjahr – im Durchschnitt 81 Mal (plus 13 Prozent). Besonders oft fällt der Begriff in Verbindung mit Aspekten wie „Cloud“ und „Commercial“.

Infografik: Average frequency of reference to data in annual investor reports

Zahl der CDOs sinkt

Die Anzahl der Firmen, die über einen CDO verfügen, ist im Vergleich zum Vorjahr allerdings um 14 Prozent gesunken. Nur 590 der 2.500 untersuchten Unternehmen beschäftigen eine:n Chief Data Officer. Das entspricht einem Anteil von 24 Prozent. Im Vorjahr waren es mit 682 Unternehmen noch 27 Prozent der Firmen. 2023 wurden laut Analyse auch deutlich weniger CDOs ernannt (71) als in den Vorjahren. 2021 waren es noch 120, in 2022 104.

Der Rückgang der CDOs könnte verschiedene Gründe haben: Zum einen scheint der Hype der letzten Jahre rund um die CDO-Position langsam abzuflachen, da viele Unternehmen die Rolle und Aufgaben der Position mittlerweile im Unternehmen integriert haben. Aber auch Budgetkürzungen kommen als Erklärung in Betracht: Denn im aktuell herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld verteilen Unternehmen die Verantwortung für die Daten möglicherweise auf verschiedene andere Rollen auf.

Zum Download

Chief Data Officer Studie 2023/2024

Mehr kleine Unternehmen mit CDO

Interessant ist, dass der Rückgang nicht alle Regionen betrifft: Während im Jahr 2022 noch 42 Prozent der europäischen Unternehmen die Position des CDO besetzt hatten, sind es aktuell nur noch 34 Prozent. Ähnlich sieht es in Nordamerika aus, während der Anteil der CDOs in Süd- und Lateinamerika sowie im Asien-Pazifik-Raum wächst.

Die Analyse zeigt zudem, dass sich das Profil von Unternehmen mit CDO verschoben hat. So ist die Zahl der obersten Datenverantwortlichen, die in großen Organisationen beschäftigt sind, deutlich zurückgegangen. Zwei Drittel der CDOs arbeiten aktuell in Unternehmen mit weniger als 25.000 Mitarbeitenden. 

Prioritäten beim Umgang mit Daten häufig unterschiedlich

Daten spielen bei technologischen Fortschritten und Innovationen in verschiedenen Geschäftsbereichen eine entscheidende Rolle. Unsere Analyse hat ergeben, dass das Stichwort „Daten“ in Verbindung mit wichtigen Geschäftsthemen diskutiert wird, wobei die Schwerpunkte je nach Region unterschiedlich sind. In Europa liegt zum Beispiel ein größerer Schwerpunkt auf dem Begriff „Diversity“, der in 35 Prozent der Erwähnungen vorkommt. Wenn der Begriff „Daten“ auftaucht, wird er allerdings eher in einem defensiven Kontext – also mit Fokus auf Risiko- und Governance-Themen – diskutiert.

Infografik: Percentage of references by analysis topic and region

Das Dilemma der CDOs

CDOs stecken in einem Dilemma: In vielen Unternehmen werden innovative, digitale Lösungen innerhalb der Fachbereiche entwickelt. CDOs sind mit den weniger spannenden Aufgaben rund um Data Management und Data Governance betraut. Um in einer Zeit der wirtschaftlichen Unsicherheit relevant zu bleiben, müssen die Datenverantwortlichen ihr Wertschöpfungspotenzial unter Beweis stellen. Die Aufgabe der CDOs besteht darin, praxisnahe Lösungen mit einem wertorientierten Ansatz voranzutreiben.

Die detaillierten Studienergebnisse im Überblick

Daten rücken auf der Agenda der Führungskräfte nach oben

  • In den Geschäftsberichten der größten börsennotierten Unternehmen weltweit fällt das Wort „Data“ im Schnitt 81 Mal – 13 Prozent häufiger als im Vorjahr.
  • Zu den häufigsten Themen, auf die in den Jahresberichten in Zusammenhang mit dem Stichwort „Daten“ Bezug genommen wird, zählen „Cloud“, „Commercial“, „Diversity“ und „Customer“.
  • Generative KI hat das Augenmerk auf die Daten- und KI-Strategien der Unternehmen gelenkt.

Dennoch sinkt der Anteil der Unternehmen mit CDO

  • Der Anteil der Unternehmen mit Chief Data Officer sinkt von 27 auf 24 Prozent. Diese Abnahme steht im Widerspruch zur öffentlichen Bedeutung, die Unternehmen Daten beimessen. 
  • Für diese Entwicklung gibt es eine Reihe von Erklärungsansätzen: Zum einen könnte der Hype um die Position des CDOs zum Ende kommen. Auch Budget-Kürzungen kommen als Erklärung in Frage.
  • CDOs stecken in einem Dilemma: Sie müssen dem Management darlegen, dass ihre Aktivitäten den Unternehmenswert steigern.

Das Profil von Unternehmen mit CDOs verlagert sich

  • Die Zahl der obersten Datenverantwortlichen, die in großen Organisationen beschäftigt sind, ist deutlich zurückgegangen. Zwei Drittel der CDOs arbeiten aktuell in Unternehmen mit weniger als 25.000 Mitarbeitenden. 
  • In kleineren Unternehmen mit weniger als 5.000 Beschäftigten verfügen aktuell 20 Prozent über eine:n CDO – ein Plus von fünf Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. 
  • Als Erklärung kommen verschiedene Gründe in Betracht: In kleineren Unternehmen ist es besonders sinnvoll, einen CDO als zentralen Ansprechpartner für das Thema Daten zu etablieren, weil dies klare operative Vorteile bietet. Zudem haben kleinere Unternehmen häufiger eine Hands-on-Mentalität, wenn es um den Einsatz von Daten in operativen Funktionen geht.

Handlungsempfehlungen: Es gibt kein Patentrezept

  • Daten werden aktuell in Verbindung mit den wichtigen Geschäftsthemen diskutiert. Wo genau der Schwerpunkt liegt, ist je nach Region unterschiedlich.
  • In der öffentlichen Wahrnehmung liegt der Fokus der CDOs häufig auf der Verwaltung und Governance der Daten. Bei innovativen Datenlösungen sind CDOs oftmals außen vor.
  • Um das Top-Management von ihrer Bedeutung für das Business zu überzeugen, müssen die Datenverantwortlichen ihren „Return on Investment“ darlegen.

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Chief Data Officer Studie 2023/2024

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Die Methodik

Für die dritte Ausgabe der Studie zur Verbreitung und Rolle von CDOs hat PwC gemeinsam mit Strategy& die 2.500 größten börsennotierten Unternehmen der Welt analysiert. In der Studie wurden nur CDOs auf C-Level-Führungsebene oder C-1-Ebene in der Organisation berücksichtigt.

Die PwC-Expert:innen haben modernste Sprachmodelle eingesetzt, um die Bedeutung von Daten auf der Agenda der jeweiligen Unternehmen und den entsprechenden Einfluss der CDOs zu analysieren. Mit diesen Methoden wurden auch die Themen identifiziert, die am häufigsten im Zusammenhang mit Daten in den Berichten der Unternehmen Erwähnung fanden. 

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