Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – kurz PFAS – sind eine Gruppe von menschengemachten Industriechemikalien, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts hergestellt werden. Obwohl PFAS nachweislich gesundheits- und umweltgefährdend sind, macht ihre hohe gesamtwirtschaftliche Notwendigkeit ein Komplettverbot schwierig. Die ab 2027 startende Beschränkung von sogenannten Ewigkeitschemikalien hat weitreichende Konsequenzen für produzierende Unternehmen und erfordert rasches Handeln. Ursächlich hierfür sind die hohe aktuelle Bedeutung dieser Chemikalien und die langjährigen Innovationszyklen zu ihrer Substitution.
PFAS-Substitute werden in den ersten Jahren regelmäßig Nachteile gegenüber dem ursprünglich eingesetzten PFAS aufweisen: hohe Entwicklungskosten, langwierige Forschungsprozesse, die temporäre Nicht-Verfügbarkeit von bestimmten (Vor-)Produkten und verringerte Qualität im Endprodukt. Die PFAS-Beschränkungen können in der Produktentwicklung und -herstellung deshalb zu Dilemmata führen. Aus diesem Grund empfehlen wir, die PFAS-Konformität in das bestehende (Produkt) Compliance Management einzubetten.
PFAS sind thermisch und chemisch sehr stabil, sie wirken sowohl wasser-, als auch ölabweisend. Keine andere bekannte synthetische Substanz verbleibt aufgrund dieser Eigenschaften nach ihrer Freisetzung länger in der Umwelt, weshalb PFAS auch Ewigkeitschemikalien (forever chemicals) genannt werden. PFAS können weltweit in Gewässern, Böden, Pflanzen und Tieren nachgewiesen werden. Sie werden über die Atmosphäre auch in entlegene Gegenden wie der Arktis transportiert.
Durch diese einzigartigen Funktionsmerkmale finden PFAS in vielen Branchen breite Verwendung. Durch den Einsatz in Pumpen und Dichtungen ermöglichen sie hochreine Produktionsprozesse für sensible Produkte, z.B. für Medikamente. PFAS werden außerdem zur Herstellung vieler heute für uns alltäglicher Produkte (Kleidung, Kosmetik, Elektronik, Farben, Reinigungsmittel, Pflanzenschutzmittel und Biozide) verwendet. Die Europäische Kommission hat mehr als 200 Anwendungen der über 1.400 bekannten PFAS identifiziert. Wie viele der circa 10.000 existierenden Substanzen derzeit genau in Verwendung sind, ist jedoch nicht vollständig geklärt. Klar ist aber, dass beinahe jede Branche von der Beschränkung von PFAS betroffen sein wird.
Ihr Experte für Fragen
Dr. Mark Quambusch
Global Chemicals Driver bei PwC Deutschland
Tel.: +49 160 93392726
E-Mail
Nachdem in den letzten Jahren immer wieder einzelne Verbindungen verboten oder beschränkt wurden, nimmt die Europäische Chemikalienagentur ECHA nun die gesamte Gruppe der ca. 10.000 PFAS ins Visier. Die darin vorgesehenen Verbote und Beschränkungen könnten erstmals bereits 2027 gültig werden. Ausnahmen mit langen Übergangsfristen sind nur für einige wenige Anwendungen vorgesehen.
Auch wenn die Übergangsfrist ein zeitlicher Strohhalm ist, an dem man sich festhalten mag: Forschung und Entwicklung dauern häufig mehrere Jahre, in der Pharmaindustrie um die zehn Jahre. Demnach besteht heute schon die Notwendigkeit zum Handeln: Auch wenn der Verordnungstext noch nicht final abgestimmt ist, sollten betroffene Unternehmen das eigene Produkt- und Equipment-Portfolio durchleuchten, um konkrete Risiko- und Compliance-Szenarien abzuleiten.
„PFAS sind Fluch und Segen zugleich. Ihre hervorragenden chemischen Eigenschaften, ohne die eine moderne Welt kaum vorstellbar ist, sind zugleich auch ihr größtes Problem.“
Die weite Verbreitung, die nicht greifbare Zahl an Verbindungen und Anwendungen sowie die zunehmenden Nachweise gesundheitsschädlicher Wirkungen veranlassten die Europäische Chemikalienagentur ECHA, ein Beschränkungsvorhaben für PFAS anzustoßen.
Seit 2006 wurden in der EU immer wieder einzelne PFAS-Verbindungen beschränkt oder verboten. Bereits beschlossene Verbote werden bis 2036 schrittweise für verschiedene Produkte gültig. 2019 und 2020 wurden die beiden PFAS-Untergruppen PFOA und PFOS EU-weit nach dem Stockholmer Übereinkommen beschränkt oder verboten. PFOA und PFOS machen etwa 90 % der im menschlichen Blut nachweisbaren PFAS-Verbindungen aus. Auswertungen der Umweltprobenbank des Bundes belegen, dass die Belastung junger Erwachsener mit diesen beiden Stoffen in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen hat. Dieser Trend soll nun auch mit den verbleibenden PFAS fortgesetzt werden, weshalb ein striktes Verbot sehr wahrscheinlich wird.
PFAS-Substitute werden in den ersten Jahren regelmäßig eine nachteilige Bilanz gegenüber den ursprünglich eingesetzten PFAS aufweisen:
Die Einhaltung der PFAS-Beschränkungen wird in der Produktentwicklung und -herstellung deshalb zu Dilemmata führen.
Wir unterstützen Unternehmen dabei, schon jetzt den Reifegrad ihrer Produkt-Compliance-Strukturen zu bestimmen, um für die Identifizierung und Bewertung von PFAS-Risiken sowie die daraus folgende Ableitung von Gegenmaßnahmen gut aufgestellt zu sein.
Unternehmen müssen ihre Gegenmaßnahmen frühzeitig aufsetzen. Entscheidend ist eine sorgfältige Bewertung des Produktportfolios und des Produktionsnetzwerks. Darüber hinaus ist die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette von entscheidender Bedeutung, um zukünftig die Produktion aufrechterhalten zu können. Dies schließt eine Prozessoptimierung in Forschung & Entwicklung, Einkauf und Compliance ein, um eine Einhaltung der produktbezogenen Vorschriften umfassend zu gewährleisten.
Wir stehen bereit, Sie zu unterstützen, damit Sie die Herausforderungen der PFAS-Beschränkungen meistern können.
Analyse und Bewertung des Produktportfolios und des Produktionsnetzwerks
Analyse der Widerstandsfähigkeit der Lieferkette
Bewertung des Reifegrades der Compliance
Entwicklung von Gegenmaßnahmen
Prozessoptimierung in der Forschung & Entwicklung
Produkt-Compliance Managementsysteme
Dr. Mark Quambusch
Senior Manager, Global Chemicals Driver, PwC Germany
Tel.: +49 160 93392726