Vier Maßnahmen für 2025, mit denen die operative Umsetzung der Energiewende effizienter wird

Die Energiewende wird teurer, wenn wir warten

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  • 27 Mrz 2025

Die Energiewende ist in der öffentlichen Wahrnehmung immer mehr zu einem wohlstandsvernichtenden Monster geworden. Verbraucher, Investoren, Erzeuger und Versorger stehen vor so großen Herausforderungen bei der Umsetzung, dass manche rückwärtsgewandte Idee näher scheint als der Weg nach vorne. Dieser Artikel stellt die aus unserer Sicht drängenden Maßnahmen zusammen, mit denen Entscheider in Politik und Regulierung kurzfristig die Weichen für eine positive, weil in ihrer operativen Umsetzung wirksame Energiewende stellen sollten.

Es gilt insgesamt, entschlossene Maßnahmen umzusetzen, um die operative Umsetzung nicht zu bremsen. Die Folgen einer energiepolitischen „Entscheidungspause“ sind nach unserer Einschätzung und aus den Erfahrungen der bisherigen Erfolge in der Transformation unserer Energiesysteme deutlich teurer.

Die neue Bundesregierung spielt hier – selbstverständlich gemeinsam mit der Bundesnetzagentur (BNetzA) – die entscheidende Rolle, um die Energiewende wieder zu dem zu machen, was sie ist: Eine Jahrhunderttransformation zur Absicherung unseres Wohlstands.

Energiewende als Chance begreifen

Inmitten multipler globaler Krisen steht die Energiepolitik vor einer komplexen Herausforderung: Viele Themen der Energiewende wurden in den letzten Jahren zerredet und in einigen Fällen so schnell vorangetrieben, dass die operative Umsetzung im Erleben der Menschen nicht mehr positiv ist.

Offensichtlich gibt es keinen schnellen Weg zurück, und selbst wenn man darin eine positive Wirkung vermutet, würden die wahrnehmbaren Effekte einer Rückkehr zur Atomenergie viele Legislaturperioden dauern.

Es ist wichtig, den bereits zurückgelegten Weg der Energiewende nicht zu vergessen. Schließlich stammte der in Deutschland erzeugte Strom im Jahr 2024 zu 63 % aus erneuerbaren Energiequellen und entgegen der gefühlten öffentlichen Wahrnehmung sinken die Strompreise für Industrie und Privathaushalte nach dem Ukraine-Schock seit zwei Jahren kontinuierlich.

Die Energiewende bietet auch weiterhin große Chancen, ein signifikanter Wohlstandstreiber zu sein – wenn wir die administrative Komplexität meistern und die begonnenen und langlaufenden Prozesse weiterhin entschlossen vorantreiben. Mindestens sollten die Grundbausteine Smart Metering, Zugang zu und Ausbau der Netze sowie Speicher effizient und kostengünstig fortgeführt werden. Idealerweise könnten neue Impulse zu Energie, Wärme und Mobilität den öffentlichen Diskurs ergänzen.

Das Fazit aus unseren Erfahrungen bei den öffentlichen und privaten Energieversorgungsunternehmen lautet einigermaßen eindeutig: Prozesse und Genehmigungen müssen beschleunigt werden, die Digitalisierung ist konsequent fortzusetzen und die vorhandenen Ressourcen sind effizienter einzusetzen. Aus operativer Sicht erscheint es von zentraler Bedeutung, schnell (und damit meinen wir noch im Jahr 2025) einige Entscheidungen zu treffen, um teuren Stillstand zu vermeiden.

Ein Beispiel ist das Kraftwerkssicherheitsgesetz, das durch die alte Bundesregierung nicht mehr verabschiedet wurde. Bis 2030 oder 2038, beides ist „extrem ambitioniert“, soll der Kohleausstieg erfolgen. Um nicht auf riskante Experimente mit wenig erforschten Technologien zu setzen, ist es aus praktischer Sicht unumgänglich, neue Gaskraftwerke zu bauen, die wasserstofffähig sind. Diese Kraftwerke dienen nicht nur der Versorgungssicherheit, sondern lösen auch eine positive Wirkungskette für eine effizientere Energiewende aus. Am Ende dieser Wirkungskette stehen mehr erneuerbare Energien und ein flexibleres Stromsystem. Der Betrieb dieser Kraftwerke schafft zudem einen stabilen Bedarf an Wasserstoff und hilft, den alternativlosen Wasserstoffmarkt zu etablieren. Die Verabschiedung des Kraftwerksicherheitsgesetzes schafft daher Verlässlichkeit an einer Stelle, an der langfristige und teure Investitionsprozesse schnell in Gang gesetzt werden müssen.

Technologie-agnostische Gesetzgebung und Regulierung beschleunigen die Energiewende

Nur dort, wo der Markt an seine Grenzen stößt, sollte reguliert werden. Diese „Weisheit“ betonen wir, weil die Akteure insbesondere bei der Digitalisierung, einem weithin vernachlässigten, aber zentralen Baustein der Energiewende, die Chance erhalten müssen, eigene Lösungen zu entwickeln, bevor die Regulierung den Innovationsprozess bremst.

Gesetzgebung und Regulatorik tragen aus Sicht der „Operations“, also dem operativen Betrieb der energiewirtschaftlichen oder energietechnischen Prozesse, aktuell in mehreren Zukunftsbereichen gleichzeitig zu teuren Verzögerungen und Stresssituationen bei.

Betroffen sind z. B. der Ausbau des Stromnetzes, die Implementierung intelligenter Messsysteme und die Integration von Energiespeichern. Dies wird häufig durch zu starke Fokussierung auf bestimmte Technologien und konkrete Prozesse sowie durch einerseits unnötig frühe und andererseits zu langsame Eingriffe in den monopolistischen Teil des Energiemarkts ausgelöst. Hinzu kommen eilige punktuelle und technologie-spezifische Förderungen, deren operative Umsetzung die letzten freien Kapazitäten gerade so lange bindet, dass die kontinuierliche Bearbeitung der Grundzutaten einer wirtschaftlichen Energiewende in ungünstigster Weise unterbrochen wird.

Da die Abhängigkeiten in der Energiewirtschaft komplex sind, möchten wir hier die vier aus unserer Sicht drängendsten Handlungsfelder darstellen, bei denen umgehend und technologieoffen große Vorteile für das Gelingen der Energiewende erzielt werden können.

Vier Handlungsfelder helfen der Energiewende in 2025 zu mehr Effizienz und damit zu höherer Akzeptanz

Im Sinne einer effizienteren Energiewende sollten sich Netzbetreiber speziell beim Thema Netzanschluss stärker zu „Energiewendehelfern“ entwickeln. Die Idee, die Netzanschlusskosten mehr nach dem Prinzip der Verursachungsgerechtigkeit zu verteilen, halten wir für einen vielversprechenden Lösungsansatz.

Für erneuerbare Energieanlagen, Ladeinfrastruktur, steuerbare Lasten etc. ist in den letzten Jahren eine zig-fach höhere jährliche Anzahl an Netzanschlüssen entstanden. Die langsame Umsetzung dieser Anschlüsse stellt einen entscheidenden Engpass in der Energiewende dar, der den Fortschritt bei der Integration von Stromspeichern, Elektrolyseuren und erneuerbaren Energieanlagen in das Netz hemmt. Grund ist neben der hohen Komplexität dieses Prozesses eine vermeintlich diskriminierungsfreie Regulierung: Jeder hat Anspruch an jedem Punkt in Deutschland einen Antrag für irgendeine Anlage zu stellen. In der Folge sind – diskriminierungsfrei und unpriorisiert – umfangreiche Prüfungen der Netzverträglichkeit etc. durchzuführen. Entweder per Anreizstrukturen oder als Folge einer Priorisierung durch die lokalen Gegebenheiten sollte das effiziente Ergebnis sein, Orte zu identifizieren und mindestens partiell zeitlich zu bevorzugen, an denen der Netzanschluss problemlos für den entsprechenden Anwendungsfall möglich ist.

Wir sehen hier zwei Ansatzpunkte:

I. Die grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit von Netzanschlüssen, die „Netzverträglichkeit“, könnte durch die Versorger proaktiv veröffentlicht werden. Dies kann angelehnt an den Netzentwicklungsplan erfolgen. Ein schnelles Handeln ist erforderlich, da die BNetzA auf die Einführung des sogenannten Repartierungsverfahrens verzichtet, welches die Verteilung von Stromnetzanschlusskapazitäten regeln sollte. Dies eröffnet den Netzbetreibern die Möglichkeit, unter Berücksichtigung ihrer regionalen Gegebenheiten sinnvolle Lösungen zu finden, ohne einer verpflichtenden Regulierung unterliegen zu müssen.

Die frühzeitige Berücksichtigung der örtlichen Verfügbarkeit des Netzanschlusses bei der Planung beispielsweise eines Energiespeichers könnte beim Betreiber zu enormen Zeit- und Kosteneinsparungen führen. Zusammengefasst würde dies den Ausbau von Energiespeichern, erneuerbarer Energien oder Elektrolyseure gezielter und effizienter steuern.

Diese Transparenzmaßnahme könnte durch eine weitere, bereits im Entwurf befindliche, Steuerungsmaßnahme ergänzt werden. Nämlich die stärkere Beteiligung von Anschlussnehmern an den Netzkosten über eine Anpassung des Baukostenzuschusses (BKZ). Der Entwurf der BNetzA sieht vor, den Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) die Berechnung des BKZ in einer Weise zu ermöglichen, sodass netzdienliche Anschlussbegehren finanziell attraktiver sind, als solche die den erforderlichen Stromtransport erhöhen. Die Verteilung der Netzanschlusskosten nach dem Prinzip der Verursachungsgerechtigkeit würde dazu beitragen, den Ausbau von Netzanschlüssen effizienter und kostengünstiger zu gestalten.

II. Der zweite Ansatzpunkt sind schnellere und vor allem vernetzte Genehmigungsverfahren für Netzanschlüsse. Hier versucht der Regulierer grundsätzlich schnelle und massentaugliche Anschlussverfahren zur Verfügung zu stellen. Eine wichtige Maßnahme war die Verpflichtung zum digitalen Netzanschlussportal ab Anfang 2024. Allerdings zeigt die Erfahrung in der Praxis, dass die Umsetzung dieser Maßnahme viele kleinere Netzbetreiber vor Herausforderungen stellt.

Um die Digitalisierung des Netzanschlussverfahrens erfolgreich zu gestalten, sind alle der zahlreichen erforderlichen (!) Genehmigungsschritte im Rahmen des Netzanschlusses, von der verkehrsrechtlichen Genehmigung über Bahn- und Bundesstraßenquerungen, Umwelt, Archäologie, Weltkriegsbomben u. v. a. m., zu digitalisieren und zu harmonisieren. Die mittlerweile erreichte Komplexität muss organisations- und behördenübergreifend sowie politisch auf mehreren Ebenen reduziert werden.

Einen wichtigen Schritt werden hierbei Transparenz und Integration von Daten aus verschiedenen Quellen sowie eine höhere Kundenorientierung im Sinne der gemeinsamen Betrachtung aller Sparten spielen.

Zusätzlich plant die BNetzA im Rahmen der Weiterentwicklung des Regulierungssystems Indikatoren zu entwickeln, die die Energiewendekompetenz von Netzbetreibern bewerten. Ziel ist es, Kommunen zu informieren, wie effizient und digitalisiert ihr Netzbetreiber, z. B. bei Netzanschlüssen agiert. Die Festlegung von KPIs erfasst die Digitalisierung und schafft Transparenz, was Anreize zur Verbesserung in diesem Bereich schaffen könnte. So sehr wir als Berater die Messbarkeit von prozessualer Effizienz begrüßen: Das Feedback aus der Branche warnt schon vor der Schaffung neuer umfangreicher Bürokratie. Aktuell sollten eine wirtschaftliche Umsetzung und sichtbare Vorteile Vorrang haben, weshalb wir diesen Ansatz aus einer operativen Sicht für verfrüht halten.

Der Netzausbau stellt einen weiteren Engpass für die Energiewende dar. Die Notwendigkeit, das Stromnetz auszubauen, um die steigenden Mengen an Strom aus erneuerbaren Energien transportieren zu können, ist unbestritten. Allerdings ist der im Rahmen der Dezentralisierung der Erzeugung benötigte Netzausbau auch zeitaufwändig und extrem teuer. Die Kosten umfassen den physischen Ausbau und – oftmals vergessen – die Digitalisierung bei Planung, Bau und Instandhaltung sowie in der Netzleittechnik. Durch konsequente Digitalisierung lässt sich der physische Netzausbau reduzieren und Geld sparen. Voraussetzung dafür ist die genaue Kenntnis des Netzzustandes und die Planung des Zubaus dezentraler Energieerzeugungsanlagen, Speicher etc.

Eine „no-regret“-Maßnahme ist die Rückkehr zur Freileitung, wenn Erdleitungen ein Vielfaches der Kosten verursachen und längere Bauzeiten erfordern. Dies gilt insbesondere für Hoch- und Höchstspannungsleitungen. Das Einsparpotenzial wird durch verschiedene Experten auf mehrere Milliarden Euro geschätzt. Die ursprünglich höhere Akzeptanz für Erdleitungen ist tatsächlich kaum durch eine Beschleunigung der Verfahren belegbar, entsprechend sollte die Diskussion mit aller Rücksicht gegenüber bereits eingeleiteten Planungs- und Beschaffungsverfahren zugelassen werden.

Neben dieser politisch zweifelsohne anspruchsvollen Aufgabe – und aus unserer Sicht konzeptionell 2025 voranzutreiben – bietet die Synchronisierung der Planungen für Strom-, Gas-, Wasserstoff- und zukünftig auch CO₂-Netze Synergie- und Effizienzpotentiale. Die Versorgungsaufgabe von EVU verändert sich durch die Strom- und Wärmewende erheblich. Die Bedarfe, in Bezug auf den erforderlichen Ausbau des Stromnetzes, des Wärmenetzes und die ungewisse Zukunft des Gasnetzes, unterscheiden sich regional stark. Zusätzlich bestehen Wechselwirkungen zwischen den zukünftigen Entwicklungen der verschiedenen Leitungsinfrastrukturen. Mit der Genehmigung des Wasserstoffkernnetzes wurde hier ein wichtiger Schritt unternommen, wobei die Auswirkungen auf den Stromnetzausbau nun mitberücksichtigt werden sollten.
 
Die 2024 erstmals veröffentlichten Netzausbaupläne der Verteilnetzbetreiber (VNB) zeigen den extrem hohen Investitionsbedarf in den Mittel- und Niederspannungsnetzen. Was sie nicht zeigen, sind die fehlenden personellen und finanziellen Ressourcen dafür. Es erscheint dringend geboten, die Nutzung von Flexibilitätspotenzialen, wie zum Beispiel Speicher oder Spitzenkappung, sowie mögliche Synergieeffekte zwischen verschiedenen Netzen (Strom, Gas, Wärme) umfassend zu berücksichtigen. Die konsistente und ressourceneffiziente Entwicklungsplanung auf der Versorgungsebene sollte Kernaufgabe für VNB sein und ist entsprechend mit Anreizen zu regulieren.

Mindestens müsste es Aufgabe der Regulierung sein, für die jeweiligen Investitionszeiträume stabile Rahmenbedingungen zu schaffen. Hemmnisse entstehen aktuell immer wieder dadurch, dass Regelungen „in Aussicht“ gestellt werden und sich dann meist aus dem Grund verzögern, dass die Regulierung technologischen Fortschritt einbezieht, anstatt das gewünschte Ergebnis in den Mittelpunkt zu stellen.
Eine Voraussetzung, um belastbare Ergebnisse für die ganzheitlichen Netzentwicklung zu generieren, ist die Datenqualität, die wiederum nur durch eine konsequente Digitalisierung – jetzt unter Berücksichtigung der Anforderungen für kritische Infrastruktur – erreicht werden kann.

Sichere Softwarelösungen für die kritischen Netzbereiche müssen entwickelt und betrieben werden, um Auslastung, Flexibilitäten sichtbar und damit für die Netzstabilität nutzbar zu machen. Ein Beispiel unter vielen ist die Prognose und Echtzeitbestimmung des Netzzustandes auf Ebene der Ortsnetzstationen. So können Leistungsspitzen und Kapazitätsengpässe erkannt und in die Netzausbauplanung einbezogen werden. Die PwC-Studie „Künstliche Intelligenz in der Energiewirtschaft“ liefert u. a. zahlreiche weitere Lösungsansätze. Damit diese nicht im Pilotprojektstatus der EVU stecken bleiben, sollte die Implementierung solcher KI- und Softwarelösungen, speziell im Bereich Netzausbau, gefördert werden.
 
Die Verwendung von Daten für eine effiziente Energiewende ist heute auf der Ebene der Versorgungsnetze schnell durch das aus operativer Sicht ungünstige Zusammenwirken verschiedener Gesetze gehemmt. Dazu zählen das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG), das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW), die EU-Richtlinie zur Netz- und Informationssicherheit (NIS) sowie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).
 
Da die Versorgungsinfrastruktur zweifelsfrei und jeden Tag klarer auch in einem erweiterten Sinne zur kritischen Infrastruktur gehört, sollte der Umgang mit Daten einerseits deutlich sicherer und anderseits deutlich pragmatischer erfolgen. Die heute durch zahlreiche Ungenauigkeiten und Überlappungen der Rechtbereiche oft ausufernde Diskussion, wo Daten sensibel, kritisch oder personenbezogen sind und wo nicht, hemmt die Digitalisierung der Stromnetze erheblich. Zahlreiche Studien haben bereits Indikatoren für die Kritikalität der Daten im Detail entwickelt. In der Praxis können Analyse, Klassifizierung und Nutzung der Daten durch Software abgebildet werden. Das übergeordnete Ziel, nämlich die genaue Kenntnis des Netzzustandes und der damit einhergehende wesentliche Beitrag zur Effizienz in der Energiewende, sollte dabei nicht aus dem Blick verloren werden.

Die Einführung von Smart Metern ist der zentrale Baustein für mehr Transparenz und Flexibilität im gesamten Energiesystem. Derzeit ist das intelligente Messsystem, die deutsche Version des Smart Meters, im internationalen Vergleich technisch komplex. Dabei könnten einfachere und damit kostengünstige Smart Meter den Prozess erheblich effektiver und effizienter gestalten. Messstellenbetreiber (MSB) klagen über mangelnde Wirtschaftlichkeit beim Betrieb der Smart Meter. Im Rahmen einer Novelle des GNDEW ist jüngst ein beschleunigter Rollout verankert worden. Seit diesem Jahr müssen Netz- und Messstellenbetreiber in der Lage sein, steuerbare Verbraucher und Einspeiser zu schalten. Die aktuelle Lösung bietet zwar ausreichend Schutz für die kritische Infrastruktur und ermöglicht es den Netzbetreibern, Verbraucher und Erzeuger netzdienlich zu schalten, um die Stabilität des Stromnetzes zu gewährleisten. Jedoch ist nur eine einheitliche Smart-Meter-Lösung vorgesehen, die den unterschiedlichen Anwendungsfällen und dadurch unterschiedlichen Anforderungsprofilen nicht gerecht wird. Für Privathaushalte könnten z. B. kostengünstigere Smart Meter installiert werden, ohne dabei den angestrebten Nutzen, nämlich die Schaffung von Transparenz sowie die Ermöglichung der flexiblen Steuerung, zu beinträchtigen. Die DSGVO-konforme Verarbeitung der Daten wäre ebenfalls sichergestellt. Insgesamt hat sich der Gesetzgeber bei der Regulierung der Smart Meter auf eine Version der allerhöchsten Sicherheit festgelegt und eine konkrete Vorgabe bei der Auswahl der geeigneten Technologien vorgenommen. Ein Wettbewerb um die beste Datensicherheit und Übertragungsqualität zum günstigsten Preis fand nicht statt.

Ein zweiter Hebel, für einen schnelleren und effizienteren Smart Meter Rollout, ist die Überprüfung und Anpassung der Preisobergrenzen für den Einbau von Smart Metern. Diese Maßnahme könnte den Wettbewerb beleben und realistische Montagekapazitäten sicherstellen. Durch die Anhebung der Preisobergrenze könnten Handwerksbetriebe kostendeckend arbeiten und gleichzeitig die Qualität der Installationen gewährleisten.

Für die erfolgreiche und kosteneffiziente Integration von Smart Metern ist eine leistungsfähige Telekommunikationsinfrastruktur unerlässlich. Der Ausbau und die Optimierung dieser Infrastruktur sind von zentraler Bedeutung, da Smart Meter zunehmend auf sie angewiesen sein werden. Diese Fortschritte ermöglichen nicht nur erhebliche Kosteneinsparungen, sondern bieten auch höhere Bandbreiten, was die Effizienz und Leistung von Smart Metern deutlich steigern kann. Erneut ist hier der Hinweis angebracht, dass ein technologieoffen gestalteter Ausbau sinnvoll ist, um einen echten Markt zu entwickeln. Daher sollte die Politik flexible und zukunftsorientierte Rahmenbedingungen schaffen, die sowohl bestehende als auch neue Technologien integrieren. Wichtig ist außerdem, dass MSB in ihrer Rollout-Planung die entsprechende Infrastruktur bereits berücksichtigen und so die Topologie ihres Netzgebietes optimieren.

Die Zukunft des Smart-Meter-Rollouts in Deutschland hängt von der Implementierung flexibler und kosteneffizienter Lösungen ab, die sowohl den Netzbetreibern als auch den Verbrauchern gerecht werden. Nur so kann die Digitalisierung der Energiewende erfolgreich vorangetrieben werden.

Die Energiewende bringt erhebliche Herausforderungen für die Sicherstellung der Netzstabilität mit sich. Nach dem Ausbau erneuerbarer Energien führen die zunehmende Elektrifizierung für Mobilität und Wärme zu kaum vorhersehbaren Situationen in der Netzinfrastruktur. Auf allen Spannungsebenen werden die Möglichkeiten zur Steuerung der Netzstabilität immer öfter an ihre Grenzen geführt.

Förderung und Ausbau von Speichertechnologien sind die konkreten Maßnahmen, um hier Effizienz zu gewinnen. Netzdienliche Speicher schaffen Netzkapazitäten, indem sie überschüssige Energie speichern, wenn die Nachfrage niedrig ist, und diese Energie wieder ins Netz einspeisen, wenn die Nachfrage hoch ist. Dadurch helfen sie Lastspitzen zu glätten und die Netzstabilität zu gewährleisten. In Zeiten hoher Einspeisung unterliegen sie einer Entladebeschränkung und in Zeiten hoher Stromnachfrage einer Ladebeschränkung. Insgesamt können netzdienliche Speichersysteme so Netzkosten reduzieren.

Eine erste konkrete Maßnahme, die zu mehr Effizienz beim Ausbau von Energiespeichern führen könnte, befindet sich an der Schnittstelle des Marktes für den Betrieb von Stromspeichern und der Regulierung des erforderlichen Netzanschlusses. Der Markt für den Betrieb von Energiespeichern verzeichnet momentan eine hohe Nachfrage. Dabei ist zu beobachten, dass einige Projektierer mehrere Anfragen für verschiedene Versionen von Projekten stellen, die sich in einem sehr frühen Stadium der Planung befinden. Diese Vorgehensweise zielt darauf ab, das langwierige Netzanschlussverfahren zu beschleunigen und sich so einen Netzanschluss auf Vorrat „zu sichern“. Dies führt wiederum zu Verzögerungen bei den Netzbetreibern, die mit einer Vielzahl von Anfragen konfrontiert sind. Allein den ÜNB lagen zum Jahreswechsel über 200 GW an Anschlussanfragen für Batteriespeicher vor. Eine pragmatische Lösung wäre die Einführung einer Reservierungsgebühr, die die Anzahl der Netzanschlussanfragen kurzfristig senken könnte. Jedoch würde dies das Problem nicht an seiner Wurzel anpacken. Gemeinsam mit den im ersten Handlungsfeld erwähnten Maßnahmen zur Beschleunigung der Netzanschlussverfahren entsteht eine sinnvolle Gesamtlösung, wenn den Anbietern von Speicherlösungen vertretbare Fristen für den Netzanschluss zugesagt werden können.

Des Weiteren sind zeitvariable Netzentgelte ein wichtiger Hebel zur Förderung der Flexibilität im Stromnetz. Sie passen sich den aktuellen Netzbedingungen an und motivieren Verbraucher, ihren Stromverbrauch in Zeiten niedriger Netzbelastung zu verlagern. Dies führt zu einer besseren Auslastung des Netzes, reduziert die Notwendigkeit teurer Netzverstärkungen und unterstützt die Integration erneuerbarer Energien.

Für die Netzbetreiber ist es entscheidend, die Rahmenbedingungen für Speichersysteme einheitlich und netzorientiert zu gestalten, um Planungssicherheit zu erhalten. Dabei müssen relevante Standorte und Zeiten ermittelt werden, um die Effizienz des Netzbetriebs zu heben. Als Anreiz für die netzdienliche Fahrweise der Speicher können reduzierte Netzentgelte verwendet werden, wie es bereits durch §§ 18, 19 StromNEV ermöglicht wird.

Im Jahr 2025 sollten die entscheidenden Festlegungen zum wirtschaftlichen und relevanten Einsatz von Speichern vorangetrieben werden – vermutlich ist es dabei hilfreich, über die Sparten und Sektoren vernetzt zu denken und technologieoffen zu regulieren, so dass für die Investoren stabile Rahmenbedingungen entstehen. Ohne Speichertechnologien wird die Energiewende zu teuer.

Effizienzsteigernde Entscheidungen müssen jetzt getroffen werden

Die Energiewende braucht kurzfristig entschiedene, technologieoffene und wirtschaftlich tragbare Entscheidungen.

Es ist jetzt wichtig, pragmatische und sichtbare Impulse zu setzen, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen. Eine Verzögerung, etwa aufgrund von politischen Erwägungen, verschärft aufgrund der langen Entscheidungsräume die Kostensituation. Der gefühlte Energiepreis ist aktuell eben genau das: ein Gradmesser für die Wirksamkeit der Politik.

Die komplexen Herausforderungen der Energiewende können aktuell durch einen Fokus auf wenige, aber grundlegende operative Hemmnisse verbessert werden. Effiziente Prozesse und konsequente Digitalisierung fördern den Erfolg und die Wahrnehmung. Dabei gibt es einerseits Themen, in denen der Regulierer Vereinfachungen anbieten muss, um den Akteuren der Branche die Möglichkeit zu geben, schneller in die Umsetzung zu gelangen. Auf der anderen Seite hat die Energiebranche selbst viel Potenzial und Kompetenz für die Umsetzung komplexer Vorhaben, insbesondere hinsichtlich der Digitalisierung. Diese Marktmechanismen zuzulassen, wird entscheidende Effizienzen heben.

Die vier vorgestellten Handlungsfelder halten wir für essenziel, um die Energiewende im Jahr 2025 in die richtige Richtung zu lenken, ohne sie abzubremsen oder einseitige Lösungen zu forcieren.


Das Team Energy Operational Excellence von PwC berät Energieversorgungsunternehmen mit ganzheitlichen Ansätzen von der operativen Strategie bis zur Umsetzung digitaler Konzepte. Konsequenz in der Zielverfolgung und Konsistenz im Detail sind gemeinsam mit modernsten Methoden und höchster fachlicher, regulatorischer und technischer Kompetenz unser Beitrag zum Erfolg der Energiewende.

Die Autor:innen

Alexander Bräuer
Alexander Bräuer

Partner, PwC Germany

Fouad El-Haddouchi
Fouad El-Haddouchi

Associate, PwC Germany

Hannes Scholz
Hannes Scholz

Associate, PwC Germany

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