Industriepolitische Rahmenbedingungen für den Wärmepumpenmarkt

PwC-Studie 2023: Wärmepumpenhochlauf nach der Heizungsdebatte

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Hochlauf der Wärmepumpentechnologie: Plötzlicher Stillstand bedroht Fortschritt und Industrie

Die Wärmepumpentechnologie steht endlich im politischen Rampenlicht. Das ehrgeizige Ziel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen zu installieren, hat der Branche Aufwind verliehen. Gekoppelt mit einer unsicheren Erdgasversorgung in Europa und gestiegenen Erdgaspreisen hat dies im Jahr 2022 zu einer deutlichen Absatzsteigerung für Wärmepumpen geführt. Die Heizungsindustrie hat sich schnell an den erwarteten Markthochlauf angepasst.

Nun gerät der Fortschritt jedoch ins Stocken. Sowohl Bürger:innen als auch Hersteller von Wärmepumpen sehen sich aktuell mit verschiedenen Unsicherheitsfaktoren konfrontiert. Hersteller investieren zwar in die Ausweitung der Produktionskapazitäten – dies jedoch insbesondere außerhalb des Standorts Deutschland. Nur durch eine gesicherte Nachfrage kann der Industriestandort Deutschland gestärkt werden. Andernfalls droht ein Rückschlag für die deutsche Heizungsindustrie und die Klimaziele insgesamt.

„Durch das Zögern und die aufgeheizten politischen Debatten rund um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sind das Vertrauen der Bürger:innen und die Planungssicherheit für die Heizungsindustrie verloren gegangen. Eines steht fest: Kontinuität und Verlässlichkeit sind gefragt, um den eingeschlagenen Weg zur Wärmewende nicht abrupt zu stoppen und Schaden für die heimische Heizungsindustrie zu vermeiden.“

Dr. Volker Breisig,Partner bei PwC Deutschland

Die Analyse der Autor:innen fügt sich in eine Reihe von Veröffentlichungen (2020 und 2022) über die Rahmenbedingungen der Wärmewende und die damit verbundenen Möglichkeiten und Herausforderungen für die Heizungsindustrie ein (siehe Download-Link). In der aktuellen Studie zeigen die Autor:innen auf, wie sich die Wärmewende in Deutschland nach der „Heizungsdebatte“ um das GEG entwickelt hat und welche politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen die Branche in Deutschland derzeit noch hemmen. Darüber hinaus schlagen die Studienautor:innen sieben Maßnahmen vor, wie Rahmenbedingungen für die Produktion von Wärmepumpen verbessert und die Nachfrage seitens der Endverbraucher:innen gesteigert werden kann. Insgesamt sollen dadurch auch die internationalen und deutschen Klimaziele schneller erreichbar werden.

Die Studie im Überblick

Weltweit rücken Klimaziele den massiven Einsatz und Ausbau der Wärmepumpen-Technologien in den Fokus

Der Gebäudesektor trägt zu 30 % des globalen Energieverbrauchs und zu 26 % der energiebezogenen Emissionen bei. Regierungen weltweit haben die Notwendigkeit einer Wärmetransformation erkannt und sehen Maßnahmen im Wärmesektor als Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit.

Deutschland ist trotz deutlicher Steigerungen der installierten Wärmepumpen noch weit von seinen Ausbauzielen entfernt

Im Jahr 2022 betrug der Anteil des Gebäudesektors an den Gesamtemissionen in Deutschland 15 %, dies überstieg die gesetzten Emissionsziele der Bundesregierung. Die Transformation der Wärmeversorgung bleibt eine große Herausforderung. Um die Zielmarke von 500.000 jährlich installierten Wärmepumpen zu erreichen, wäre in den Jahren 2023 und 2024 jeweils ein Wachstum von ca. 53 % notwendig.

Der Zubau an Wärmepumpen in Deutschland droht zu stocken – mit Auswirkungen auf die Erreichung der Klimaziele und auf die Rahmenbedingungen für die Heizungsindustrie

Tatsächlich scheinen in Deutschland derzeit keine Rahmenbedingungen gegeben zu sein, die ein weiteres Marktwachstum unterstützen würden. Aktuell deutet vieles darauf hin, dass der Fortschritt ins Stocken gerät. Die Zahl der Förderanträge für Wärmepumpen ist in den ersten acht Monaten im Jahr 2023 um mehr als 70 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Diese Entwicklung bedeutet einen Rückschritt in Bezug auf die Zielsetzungen, insbesondere in einem Markt, der bereits von Heiztechnologien auf fossiler Basis dominiert wird.

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Der Wärmepumpenhochlauf nach der Heizungsdebatte

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Ein verzögerter Ausbau kommt denkbar ungünstig, denn die Heizungsindustrie hat auf den geplanten Hochlauf und den anziehenden globalen Wettbewerb reagiert

Die Unternehmen haben sich rasch auf den Markthochlauf und den einhergehenden Ausbau der Produktion vorbereitet. Dadurch werden für den Industriestandort Deutschland wertvolle Beiträge geleistet und die Produktion zukunftsfähiger, nachhaltiger Technologien ausgeweitet.

Hersteller bauen sowohl in Deutschland als auch – verstärkt – in benachbarten EU-Ländern die Produktionskapazitäten deutlich aus

In den letzten Monaten kündigten mehrere große asiatische Elektronikhersteller an, neue Wärmepumpenfabriken in den USA zu planen, um ihre Marktpräsenz zu erhöhen. Neben den USA stechen vor allem osteuropäische Länder als beliebte neue Produktionsstandorte bei Wärmepumpenherstellern hervor. Mehrere in Deutschland ansässige Hersteller planen nicht nur den Ausbau ihrer Produktionskapazitäten im Inland, sondern verstärken auch ihre Präsenz in benachbarten EU-Ländern wie Polen und der Slowakei. Zudem sind Erweiterungen der bestehenden Werke in Tschechien geplant.

Der Wärmepumpen-Ausbau darf nicht ins Stocken geraten

Die Studie macht deutlich: Aktuell droht für die Klimaziele als auch für die Heizungsindustrie in Deutschland ein Rückschlag. Es ist entscheidend, gerade in den nächsten drei bis vier Jahren die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen, um das Ziel des Wärmepumpenausbaus zu erreichen. 

Mit Blick auf die Steigerung der Nachfrage empfiehlt sich, Möglichkeiten zur Senkung der Steuern und Abgaben auf den Strompreis zu prüfen (z.B. Strom- und Mehrwertsteuer). Dies gilt insbesondere für die nächsten drei bis vier Jahre, da ab diesem Zeitpunkt umfassende Regelungen des GEG und EU ETS II greifen und eine verbesserte Planungssicherheit bestehen könnte. Zusätzlich benötigen Endkund:innen so schnell wie möglich – und spätestens vor 2028, der Frist für die kommunale Wärmeplanung – klare Informationen zu den lokalen Vorgaben für Heizungsinstallationen. Dies ist entscheidend, um frühzeitig fundierte Entscheidungen zu treffen und die Möglichkeit einer leitungsgebundenen Versorgung auszuschließen. Schließlich ist die klare Kommunikation und langfristige Aufrechterhaltung von übersichtlichen und unkomplizierten Fördermaßnahmen für die Installation neuer Wärmelösungen von hoher Bedeutung.

Aus industriepolitischer Sicht sind zudem die richtigen Rahmenbedingungen für die Produktion von Wärmepumpen in Deutschland zu schaffen. Die Hersteller benötigen planbare Rahmenbedingungen für die Erweiterung ihrer Produktionskapazitäten. Beschleunigte und vereinfachte Genehmigungsverfahren sind für die Hersteller von grundlegender Bedeutung. Zur Schaffung eines internationalen Level Playing Fields sind zudem die zeitnahe und konkrete Ausgestaltung von Fördermaßnahmen wie z.B. beschleunigte Abschreibungen gefragt. Zusätzlich liegt es im Verantwortungsbereich des Bundes und der Länder, attraktive Industriestandorte und Cluster zu schaffen, indem sie geeignete Rahmenbedingungen wie Infrastrukturanbindung und Logistik etablieren.

Weitere Studienergebnisse im Überblick

Nachfrage in anderen europäischen Ländern

Neben dem Ausbau der Produktionskapazitäten ist die Nachfrage nach Wärmepumpen in anderen europäischen Ländern deutlich höher

In Deutschland fand in den letzten Jahren ein enormes Wachstum statt. Im Jahr 2022 war Deutschland der drittgrößte Markt für Wärmepumpen in Europa. In Relation zur Anzahl der Haushalte hat Deutschland jedoch nach wie vor einen geringen Wärmepumpenabsatz.

Energiepreise hochrelevant

Energiepreise sind eine der wichtigsten Kostenpositionen bei Wärmelösungen und damit hochrelevant für Endkund:innen

In Deutschland sind die Preise für Strom gegenüber Erdgas sehr hoch. Deutliche regulatorische Eingriffe kommen erst jetzt verstärkt auf die Tagesordnung. In anderen Ländern, mit einem hohen WP-Anteil, wurden bereits in der Vergangenheit verstärkt wirtschaftliche Anreize gesetzt.

Belastung durch Steuern

Insbesondere die Belastung durch Steuern und weitere Abgaben ist in Deutschland ein wesentlicher Treiber für Strompreise

Im Allgemeinen ist in Europa zu beobachten, dass Länder mit einem niedrigeren Energiepreisverhältnis (Strom im Vergleich zu Erdgas) sowie geringen Abgaben und Umlagen auf den Strompreis eine höhere Marktdurchdringung von Wärmepumpen aufweisen.

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Erstellt hat die Studie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) im Auftrag des Bundesverbands Wärmepumpe e. V. (BWP).

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