112 - und niemand hilft – Fachkräftemangel: Warum dem Gesundheitssystem ab 2030 die Luft ausgeht

19 August, 2012

Bereits 2010 hat PwC in einer Studie mit dem Kooperationspartner WifOR-Institut nachgewiesen, welch dramatischer Fachkräftemangel bei Ärzten und Pflegekräften in Zukunft zu erwarten ist. Die jetzt sowohl methodischen als auch inhaltlich weiter entwickelte PwC-Studie zeigt die drohende Entwicklung des Fachkräftemangels auf. Denn: Ohne eine entschlossene Kursänderung werden im Jahr 2030 mindestens 400.000 Vollzeitkräfte fehlen, davon annähernd 330.000 in der Kranken- und Altenpflege.

Im Detail hat PwC jetzt auch die Altenpflege in die Untersuchung mit dem Titel "112 – und niemand hilft" mit aufgenommen. Darüber hinaus sind die Experten durch eine massive Erhöhung der Datenmenge in der Lage, noch genauer zu prognostizieren, eine zielgerichtete Regionalisierung der Prognose vorzunehmen und eine detaillierte Szenariobetrachtung zu realisieren. Schließlich lässt die Granularität der Studie konkrete Handlungsempfehlungen zu und auch deren positiven Auswirkungen auf den Fachkräftemangel.

Im Jahr 2030 könnten ein Drittel aller notwendigen Stellen nicht besetzt werden.

Werden allerdings keine Maßnahmen zur Besserung der Situation ergriffen, dann werden den Berechnungen von PwC zufolge zur Aufrechterhaltung der heute gewohnten Versorgungsqualität 2020 annähernd 340.000 Vollzeitkräfte mehr gebraucht, als sie dann in Deutschland zur Verfügung stünden. Bis 2030 würden wegen der steigenden Nachfrage, der ab 2020 sinkenden Absolventenzahlen und der dann ebenfalls verstärkten Renteneintritte, sogar mehr als 630.000 Vollzeitkräfte fehlen.

Die weitere Entwicklung des Fachkräftemangels in Schlaglichtern

  • 2030 fehlen 106.000 Ärzte
  • 2030 mangelt es an 464.000 Pflegekräften
  • Im schlimmsten Fall, dem "Worst Case Szenario“ droht 2030 eine Personallücke von mehr als 630.000 Vollzeitkräften. Mehr als jede vierte Stelle kann dann nicht besetzt werden

Die Verschärfung der – physischen und psychischen – Arbeitsbelastung der Pflegekräfte könnte dazu führen, dass 2030 fast 40 Prozent aller notwendigen Pflegekräfte fehlen werden. Der Fachkräftemangel ist in der gesamten Republik deutlich spürbar. Die Studie zeigt allerdings, dass es besonders betroffene Brandherde geben wird. Brandenburg und Rheinland-Pfalz In beiden Bundesländern bleiben im Basis-Szenario der PwC-Experten im Jahr 2030 rund 28 Prozent der Stellen nicht besetzt.

Verbesserung der äußeren Umstände könnte den Fachkräftemangel entschärfen

""Unsere Studie zeigt eindeutig: Der Zeitpunkt des Handelns ist da. Die äußeren Umstände müssen jetzt angegangen werden, um die dramatische Entwicklung des Fachkräftemangels noch aufhalten zu können“, ist Michael Burkhart, Partner und Geschäftsbereichsleiter Healthcare/Pharma bei PwC überzeugt. Um dem Fachkräftemangel gegenzusteuern, müssten vor allem die Arbeitsbedingungen in der Branche massiv verbessert werden. Auch Handlungsempfehlungen dazu gibt PwC in der Untersuchung ""112 – und niemand hilft":

  • Körperliche Belastung
    Durch den konsequenten Einsatz von technischen Hilfsmitteln, den Ausbau von Angeboten zur Prävention und Regeneration lässt sich der hohen körperlichen Belastung entgegenwirken
  • Psychischer Druck
    Eine gezielte Jobrotation kann beispielsweise Altenpfleger deutlich entlasten, denn sie sind überdurchschnittlich starken psychischen Belastungen ausgesetzt. Denkbar ist beispielsweise ein alternierender Einsatz in Pflege und Pflegeadministration
  • Wertschätzung
    Ein zentrales Problem ist die mangelnde Wertschätzung für die Arbeit der Pflegekräfte. Würde die pflegerische Leistung ähnlich wie die ärztlichen Leistungen bei der Abrechnung zuverlässig berücksichtigt, hätte dies eine positive Wirkung auf die den Pflegekräften entgegengebrachte Aufmerksamkeit.
  • Beruf und Familie
    Fast jeder vierte Arzt gibt seine ärztliche Tätigkeit früher oder später auf. Mit einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, besseren Arbeitsbedingungen und mehr Aufstiegschancen ließe sich die Zahl derer, die den Beruf nicht vorzeitig aufgeben, deutlich steigern. Ähnliches gilt für die Pflege mit ihrem hohen Anteil teilzeitarbeitender Frauen. Bessere Möglichkeiten der Kinderbetreuung würden die Vollzeitquote erhöhen.

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Michael Burkhart

Michael Burkhart

Leiter Gesundheitswirtschaft und Managing Partner Region Mitte, PwC Germany

Tel.: +49 69 9585-1268

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