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Faktor Mensch: Setzen Sie auf einen Ansatz, der Mitarbeitende in den Fokus Ihrer KI-Transformation bringt.

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  • 8 Minuten Lesezeit
  • 16 Jan 2024

Von Wolfgang Hufnagel, Daniel Blank, Lennart Heyder und Kai Rautauoma. Mensch und neue Technologien pflegen seit jeher eine ambivalente Beziehung. Auf der einen Seite die Wissenschaft, die an neuen Methoden, Konzepten oder Technologien forschte. Auf der anderen Seite diejenigen, die von einer neuen Arbeitsweise, einer neuen Maschine oder von dem Verlust des eigenen Arbeitsplatzes aufgrund einer neuen technologischen Errungenschaft betroffen waren. Während die einen mit ihren Erfindungen zum Beispiel für schnellere Produktionsprozesse sorgten und einem Unternehmen zu Einsparungen verhalfen, konnte bei denjenigen, die unmittelbar von dieser Änderung im Arbeitsablauf betroffen waren, nur selten Euphorie erzeugt werden. Dieses Verhalten hat sich zwischen Erfindungen wie der Dampfmaschine, der Elektrizität, dem Automobil, dem Internet oder Künstlicher Intelligenz nicht geändert.

Dieser Artikel nimmt eine menschenzentrierte Perspektive ein, indem er die Herausforderungen bei der Einführung von KI-gestützten Tools skizziert und die Ängste aufzeigt, mit denen Mitarbeitende konfrontiert werden. Zusätzlich geben die Autor:innnen Empfehlungen, um eine erfolgreiche Implementierung von KI-Technologien sicherzustellen und die Bedenken der Mitarbeitenden bestmöglich zu adressieren.

Die Bedeutung des Menschen in KI-Transformationen

Ähnlich wie bei anderen neuen Technologien setzen Unternehmen KI-Tools in erster Linie ein, um ihre operative Effizienz zu steigern – beispielsweise indem sie Routineaufgaben automatisieren oder wertvolle Erkenntnisse aus umfangreichen Datensätzen gewinnen. Das übergeordnete Ziel besteht darin, einen Wettbewerbsvorteil auf dem Markt zu erlangen oder zumindest mit den Mitbewerbern Schritt zu halten. Mitarbeitenden ermöglicht KI ihre Aufgaben effizienter zu erledigen, ohne dabei signifikante Qualitätseinbußen hinnehmen zu müssen. Neben einer gesteigerten Produktivität birgt der Einsatz von KI-Tools für Unternehmen auch ein enormes Potenzial für Einsparungen. Daher wird die Implementierung von KI-Tools nicht nur als technologisches Upgrade, sondern als strategische Investition betrachtet. Grundsätzlich geht es bei Investitionen um die Kosten im Verhältnis zu den potenziellen Einnahmen. Zur Implementierung von KI-Tools ist deshalb ein klarer Business Case erforderlich. Ist dies der Fall, gibt es aufgrund der vielfältigen Vorteile von KI-Technologie kaum Argumente gegen eine Implementierung.

KI-Implementierung: Technologieveränderung - Kulturveränderung

Der Erfolg dieser Investition hängt jedoch, wie bei den meisten Technologien, von der weitreichenden Akzeptanz und Nutzung innerhalb der Organisation ab. Obwohl die meisten Unternehmen und Führungskräfte die Vorteile von KI-Tools sehen, müssen Mitarbeitende diese neuen Technologien akzeptieren und in ihre Arbeitsabläufe und den täglichen Geschäftsbetrieb integrieren. Erst dann profitiert auch die Organisation davon. Die Synergie zwischen Technologie und menschlicher Expertise bildet den Eckpfeiler einer erfolgreichen KI-Investition, die für nachhaltiges Wachstum und Wettbewerbsvorteile sorgt. Selbst die intelligenteste Lösung scheitert, wenn Ihre Mitarbeitenden sich weigern, sie zu nutzen. Die Akzeptanz von KI-Tools ist teilweise unbefriedigend, was die Frage aufwirft: Was hält die Mitarbeitenden davon ab, diese Tools zu nutzen?

Herausforderungen bei der Akzeptanz von KI

Im Bereich technologischer Fortschritte sind die potenziellen Vorteile von KI signifikant. Die Realisierung dieser Vorteile hängt jedoch von den Personen ab, die für die Implementierung von KI-Lösungen verantwortlich sind. Trotz der zahlreichen Vorteile, die mit KI verbunden sind, stellt sich eine entscheidende Frage: Was hindert eine weitreichende Adaptation?

Die wesentlichen Funktionen der Angst

Reaktion auf mögliche Gefahren, z. B. Fliehen in gefährlichen Situationen.

Fokus auf potenzielle Gefahren, z. B. besseres Sehvermögen in Gefahrensituationen.

Empathie für andere, z. B. in Alarmbereitschaft versetzt sein auf Grundlage der Reaktion anderer.

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Ein Faktor, welcher besonders hervorsticht, sind die menschlichen Emotionen. Insbesondere die Angst erweist sich hier als starker Einflussfaktor. Als „universelle” Emotion entwickelt sie sich bereits in der frühen Kindheit, noch bevor kontrollierte kognitive Fähigkeiten ausgereift sind. Angst kann, obwohl sie ein grundlegender Aspekt menschlicher Erfahrung ist, eine erhebliche Hürde für die Adaptation von Technologien wie künstlicher Intelligenz darstellen. Trotz der komplexen und teilweise ambivalenten Beziehung, die viele Menschen zur Angst haben, erfüllt sie in kritischen Situationen wichtige Funktionen. Angst motiviert Verhalten, passt kognitive Prozesse an relevante Reize an und erleichtert die Kommunikation zwischen Individuen. Diese überaus wichtigen Funktionen erhalten ihre überlebenswichtige Funktion jedoch nur bis zu einem bestimmten Grad: Übermäßige Ängste können Fortschritt behindern, Möglichkeiten einschränken und einen Leidensdruck im Individuum hervorrufen. Das Gleiche gilt für Bedenken im Zusammenhang mit der Einführung von KI, die das Wachstum und die Innovation in Organisationen hemmen können.

Die Analogie erstreckt sich auch auf die Rolle der Angst bei der Einführung von KI. Ein gesunder Respekt und kritisches Hinterfragen von KI sind ratsam. Die Ablehnung aus Angst führt jedoch zu Einschränkungen von Möglichkeiten; positive Aspekte der KI-Adaptation wie Simplifikation von Prozessen oder Steigerung der Effizienz. Während solch objektive Gründe vermeintlich für sich sprechen, bedarf es weiterer Faktoren zur Schaffung von Akzeptanz unter den Nutzer:innen. Das Schaffen und Fördern von Akzeptanz ist nur möglich, wenn auch die subjektiven, ggf. emotional begründeten Sorgen und Bedürfnisse, wie z. B. Angst der Nutzer: innen berücksichtigt werden. Da rationale Bewertungen oft von emotionalen Perspektiven überlagert werden, ist es wichtig, Ängste anzusprechen und anzuerkennen, um die Akzeptanz von KI zu erleichtern. Am Ende ist es die richtige Mischung aus harten und weichen Faktoren, welche den Unterschied macht; objektive Gründe und Vorteile, die zeigen, dass die übermäßige Angst vor KI unbegründet ist, können und sollten bei der Schaffung von Akzeptanz eine wichtige Rolle spielen.

Die Transition von Angst in Akzeptanz erfordert einen systematischen Ansatz. In emotional aufgeladenen Situationen ist der erste Schritt, die Angst anzunehmen. Es ist wichtig, die Angst als normale Körperfunktion anzuerkennen und ihren Zweck als Schutzfunktion zu verstehen und zu verinnerlichen. Dadurch können Menschen erfahren, dass Angst nicht dauerhaft anhält und Katastrophisierung vermieden werden sollte. Diese kognitive Vorbereitung bildet die Grundlage für den anschließenden Weg von der Angst zur Akzeptanz. Auf diesem Weg ist die Exposition entscheidend. Die Exposition dient dazu, Erfahrungen zu sammeln, wie zum Beispiel, dass die Angst nicht anhält und bereits über ihre Schutzfunktion hinaus einschränkend wirkt. Dies wird durch Konfrontation mit „Angstobjekt” – in diesem Falle KI-Tools – erreicht. Durch das eigene Erleben stellt sich eine Akzeptanz ein, welche durch die reine Verabreichung von Informationen nicht erreicht werden kann. So können unbegründete Bedenken zerstreut werden und der Weg zur Überwindung der Angst und zur Erleichterung der Adaption von KI geebnet werden. Im Wesentlichen handelt es sich bei der Transformation von Angst zu Akzeptanz um einen schrittweisen Prozess. Dieser umfasst das Anerkennen, Vorbereiten und letztendlich das Konfrontieren von Bedenken im Zusammenhang mit der Adaptation von KI.

Wie Sie die Akzeptanz von KI fördern

Die Schritte und Maßnahmen zur Förderung der Akzeptanz:

Bedenken ernst nehmen

Die Förderung von Akzeptanz muss auf verschiedenen Ebenen erfolgen: Geschäftsführungs-, Management- und Mitarbeitendenebene. Die Geschäftsführung muss sich einig darüber sein, warum KI-Tools gesetzt werden. Diese Vision muss mit dem restlichen Management geteilt und geschärft werden. Die frühe Einbeziehung der relevanten Stakeholder ist hier ein Schlüsselaspekt.

Die Rolle des Managements ist darüber hinaus entscheidend, um eine reibungslose Integration von KI in einer Organisation zu gewährleisten. Die Führung setzt den Ton für eine Kultur der Innovation und Anpassungsfähigkeit. Wenn das Management aktiv die Integration von KI-Tools fördert, ihre Vorteile klar kommuniziert und Bedenken anspricht, sind die Mitarbeitenden eher bereit, diese technologischen Veränderungen zu akzeptieren. Ein unterstützender Managementansatz schafft eine Umgebung, in der Neugier und Lernen gefördert werden und einen nahtloseren Übergang zu KI-gesteuerten Prozessen ermöglicht.

Für das Management ist es von großer Bedeutung zu erfahren, wie die Mitarbeitenden über die jeweilige Veränderung denken. Sind in der Vergangenheit Transformationen schiefgelaufen, so ist es umso wichtiger, dass die Mitarbeitenden frühzeitig die Gelegenheit bekommen sich in gewisser Weise einzubringen und somit zu einem Bestandteil der Veränderung werden. Grundsätzlich ist davon auszugehen eine gemischte Gemütslage bei der Belegschaft im Vorfeld und während einer Transformation hervorzurufen. Es gilt zu identifizieren, wer die Unterstützenden sind, wer sich noch unsicher ist und wer die Veränderung komplett ablehnt. Diese Analyse vereinfacht die Entwicklung von Kommunikations- und Schulungsmaßnahmen und zeigt dem Management den aktuellen Status Quo.

Auf die Konfrontation vorbereiten

Die Kommunikation über die Einführung von KI ist ein Balanceakt, der sowohl mit Risiken als auch Chancen verbunden ist. Eine proaktive, transparente, offene und regelmäßige Kommunikation ist von großer Bedeutung, insbesondere bei einem Thema, das Ängste schürt. Als Ausgangspunkt für die Kommunikation kann eine Auftaktveranstaltung dienen, bei der Führungskräfte und andere Interessengruppen über die Grundlagen von KI informiert werden. Eine solche Veranstaltung motiviert nicht nur diejenigen, die sich für das Thema interessieren, sondern entmystifiziert auch die Funktionsweise von KI.

Unabhängig von der Größe einer Organisation oder den verfügbaren Formaten oder Kanälen kann Kommunikation dazu beitragen, vielen Risiken entgegenzuwirken. Voraussetzung dafür ist, dass das Management versteht, welche Botschaften zu welchem Zeitpunkt an die Mitarbeitenden vermittelt werden müssen. Es ist entscheidend, Schlüsselbotschaften zu definieren, die einen Rahmen für die Kommunikation für verschiedene Interessengruppen bilden und die jeweiligen Interessengruppen genau ansprechen. Das Abstimmen der Schlüsselbotschaften innerhalb der Interessengruppe bringt immense Vorteile.

Kommunikation sollte immer als ein Dialog betrachtet werden, bei dem beide Seiten aktiv beteiligt sind. Die Mitarbeitenden müssen gehört werden und die Möglichkeit haben, offen über Probleme und Ängste zu sprechen. Offene Diskussionsformate, Umfragen und Abstimmungen sowie das Sammeln von Fragen und Bedenken können dazu beitragen. Wenn Interessensgruppen nicht umfassend beteiligt sind, führt dies zu einer Abwehrhaltung gegenüber der Einführung von KI-Technologie. Die Menschen sind nicht mehr dazu bereit sich mit der Veränderung auseinanderzusetzen oder sich an ihr konstruktiv zu beteiligen.

Mitarbeitende mit KI-Tools konfrontieren

Um die Akzeptanz zu fördern, können Organisationen verschiedene Maßnahmen ergreifen. Regelmäßige Q&A-Sessions bieten den Mitarbeitenden eine Plattform, um Bedenken zu äußern und Fragen zu stellen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, KI-Communities zu etablieren, in denen technikinteressierte Mitarbeitende sich gegenseitig unterstützen, relevante Themen diskutieren und Erfolgsgeschichten über die potenziellen Vorteile teilen können. Dies ermutigt andere dazu, die Vorteile zu erkennen und erleichtert die Akzeptanz.

Engagement-Sessions wie Workshops oder praktische Schulungen bieten Einblicke in die Anwendung von KI im organisatorischen Kontext. Es ist entscheidend, in diesen Engagement-Sessions sowohl durch die Nutzung des Tools zu führen als auch die Möglichkeit zu geben, es in einer sicheren Umgebung zu testen, in der keine Fehler gemacht werden können.

Zusätzlich ist es wichtig, kontinuierliches Feedback zu ermöglichen und Mitarbeitende in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, um sicherzustellen, dass ihre Perspektiven berücksichtigt werden. Feedback sollte ernst genommen und während des gesamten Design- und Implementierungsprozesses berücksichtigt werden. Ohne Feedback fühlen sich zukünftige Nutzer:innen nicht nur unverstanden, sondern auch frustriert, wenn sie mit einem System arbeiten müssen, das für sie unnötige Herausforderungen bei der Nutzung aufweist.

Zusammenfassung

Angst vor neuen Technologien, wie KI, ist etwas vollkommen Natürliches und Menschliches. Change Management ist ein essenzieller Bestandteil, um den Umgang mit dieser Angst und später auch mit der Technologie zu lernen. Die Adaption eines KI-Tools benötigt eine ausgefeilte Strategie und das Bewusstsein der Führungskräfte, dass jeder Mensch unterschiedlich mit Veränderungen umgeht. Dabei ist es wichtig zu verstehen, wie Angst funktioniert und welche Reaktionen Menschen zeigen, wenn sie Angst empfinden. Der Weg dahin wird nicht immer leicht sein: Neben Ablehnung kann in unterschiedlichen Phasen der Tool-Implementierung auch Frustration auftreten. Ist sich eine Organisation aber dessen bewusst, dass in bestimmten Situationen eine spezifische Gefühlslage den Projekterfolg gefährden könnte, können frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um gegenzusteuern. Wichtig ist, einen gemeinsamen Weg zu finden, der alle Mitarbeitende involviert. Eine motivierende Vision, klare und transparente Kommunikation sowie die Möglichkeit den Umgang mit einer KI-Technologie durch geeignete Maßnahmen zu lernen, sind Schlüsselfaktoren. Das führt zu einer Akzeptanz bei allen Mitarbeitenden, die Angst davor wird abgelegt und letztendlich wird das Tool erfolgreich genutzt.

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