Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländer

26 August, 2021

Die Corona-Pandemie bedeutet eine Zäsur für die globale Wirtschaft: Lockdowns, Grenzkontrollen, Exportverbote, unterbrochene Lieferketten, deutlich erhöhte Staatsausgaben und ein massiver Konjunktureinbruch. In der Folge haben viele Unternehmen ihre Produktion wieder verstärkt in die Heimat verlagert. Der weltweit zunehmende Protektionismus und die aktuellen Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China haben diesen Trend weiter befeuert. Ein Ende der Globalisierung bedeutet dies jedoch nicht. 

Denn es ist auch in Zukunft sinnvoll, die Wertschöpfung auf verschiedene Standorte aufzuteilen. Einzelne Unternehmen gehen das Thema Internationalisierung nun neu an: Sie treiben insbesondere die Regionalisierung ihrer Produktions- und Lieferketten voran und planen den Eintritt in neue Märkte. Direktinvestitionen in Schwellen- und Entwicklungsländer bergen große wirtschaftliche Chancen, aber auch politische Risiken. Die PwC-Expert:innen unterstützen Sie dabei, sicher und erfolgreich in ausländische Märkte zu expandieren. 

Das Wichtigste in 30 Sekunden

  • Die Globalisierung in Form von kleinteilig und weltweit organisierten Produktionsprozessen hatte bereits vor der Corona-Krise an Dynamik verloren. 
  • Die deutsche Wirtschaft ist jedoch auf die globale Vernetzung und den grenzüberschreitenden Warenaustausch angewiesen. 
  • Der Trend geht aktuell in Richtung Diversifizierung: Im Fokus stehen die Expansion in neue Märkte und die Erschließung neuer Kapazitäten.
  • Unter dem Stichwort „local for local“ treiben Unternehmen die Regionalisierung ihrer Produktions- und Lieferketten voran. 
  • Den wirtschaftlichen Chancen von Direktinvestitionen in ausländische Märkte stehen jedoch politische Risiken gegenüber.
  • Die Bundesregierung unterstützt Unternehmen bei Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländer mit staatlichen Garantien. 
  • PwC übernimmt als Mandatar des Bundes die Bearbeitung dieser Investitionsgarantien.

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Michael Huber-Saffer
Partner bei PwC Deutschland
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Die Corona-Pandemie zeigt die Verletzlichkeit globaler Lieferketten

Die Weltwirtschaft erholt sich aktuell schneller als gedacht von der Corona-Krise. Doch der kurzfristige Einschnitt könnte langfristige Auswirkungen haben: Kaum ein international agierendes Unternehmen blieb auf dem Höhepunkt der Pandemie von Unterbrechungen in der Lieferkette verschont. Viele Firmen beschlossen in dieser Zeit, ihre Wertschöpfungsketten und die eigene Produktion widerstandsfähiger zu gestalten – und wieder verstärkt auf die lokale Produktion zu setzen. 

Die Globalisierung hatte jedoch bereits zuvor an Dynamik eingebüßt. Denn nicht nur die Pandemie hat gezeigt, wie anfällig komplexe Lieferketten sein können: Naturkatastrophen können den Welthandel ebenso stören wie unvorhergesehene Ereignisse wie die Blockade des Suez-Kanal, wo kürzlich ein Containerschiff die wichtigste Verbindung zwischen Europa und Asien auf dem Wasserweg verstopfte. Diese Beispiele zeigen die Verletzlichkeit globaler Wertschöpfungsketten. 

Grenzüberschreitend just-in-time zu produzieren birgt auch die Gefahr, dass sehr schnell, sehr teure Engpässe entstehen, wenn einzelne Komponenten nicht termingerecht geliefert werden können.

Protektionismus verstärkt die Abkehr von der Globalisierung

Den weitaus größeren Effekt hatte zuletzt jedoch der allgemeine Trend zum Protektionismus und der (Über-)Betonung nationaler Interessen. Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat diese Entwicklung nochmals beschleunigt.

Multinationale Unternehmen rund um den Globus berichten in einer aktuellen Studie der Weltbank von einer Verschlechterung der politischen Rahmenbedingungen und des Marktzugangs seit Beginn der Pandemie. Der Grund: Viele Staaten haben politische Maßnahmen ergriffen mit dem Ziel, die heimische Wirtschaft zu schützen oder in der Krise zu stärken – nicht selten zum Nachteil neuer oder ausländischer Marktteilnehmer.

Globale Handelsstreitigkeiten belasten den internationalen Warenaustausch

Aber auch die Handelsstreitigkeiten – etwa zwischen den USA und China – belasten den Austausch von globalen Waren und Dienstleistungen seit Jahren. Insgesamt hat das Vertrauen in den regelbasierten internationalen Handel gelitten. Lange Liefer- und Wertschöpfungsketten mit dem alleinigen Ziel der Kosteneffizienz haben an Attraktivität verloren.

Deutschland ist auf grenzüberschreitenden Handel angewiesen

Die internationale Arbeitsteilung substantiell zu reduzieren und die Produktion wieder in die Heimat zu verlagern, ist jedoch keine sinnvolle Strategie. Insbesondere die deutsche Wirtschaft ist auf die globale Vernetzung und den grenzüberschreitenden Warenaustausch angewiesen. Ein Ende der Globalisierung würde mit massiven Wohlstandsverlusten einhergehen – sowohl für Industrieländer als auch für Entwicklungs- und Schwellenländer, die von Direktinvestitionen und dem Transfer von Technologie und Wissen profitieren.

Die Einteilung von Ländern und Regionen in Produktionsstandorte einerseits und Absatzmärkte andererseits ist in vielen Branchen nicht mehr eindeutig möglich.

Das eindrücklichstes Beispiel hierfür ist China, das sich von der verlängerten Werkbank der Europäischen Union und der Vereinigten Staaten längst selbst zu einem der wichtigsten Absatzmärkte und in bestimmten Sektoren auch zum Technologieführer entwickelt hat.

„Local for local“: Unternehmen wieder auf Expansionskurs

Der Trend geht stattdessen in Richtung Diversifizierung und der Erschließung neuer Märkte und Kapazitäten. Denn auch das hat die Pandemie gezeigt: Die Produktion stand nur für einen kurzen Moment im Frühjahr 2020 tatsächlich auf dem gesamten Globus still. Die Auswirkungen des Infektionsgeschehens und der Beschränkungen zeigten sich ansonsten meist zeitlich und regional begrenzt. 

Unternehmen profitieren davon, wenn sie an verschiedenen Standorten Wert schöpfen – und nicht von nur einem Absatzmarkt oder Fertigungsstandort abhängig sind. Die Strategie des Single Sourcing dürfte entsprechend an Bedeutung verlieren.

Einzelne Unternehmen treiben die Regionalisierung ihrer Produktions- und Lieferketten konkret voran und planen unter dem Stichwort „local for local“ den Eintritt in neue Märkte. Das Ziel: Abhängigkeiten vermeiden. Bei dieser Expansionsstrategie liegen die wesentlichen Einkaufs-, Produktions- und Absatzmärkte in räumlicher Nähe zueinander. 

Standortwahl hängt von individuellen Anforderungen ab

Welche Standorte für deutsche Unternehmen interessant sind, ist stark von den jeweiligen Anforderungen abhängig: In der Zulieferindustrie oder für die Vorproduktion für den europäischen Markt könnte die direkte geografische Umgebung an Bedeutung gewinnen, Stichwort Nearshoring. Dazu zählen beispielsweise Mittel- und Südosteuropa sowie Nordafrika.

Südostasien lockt derweil mit niedrigen Lohnkosten und einer stetig steigenden Kaufkraft – und somit als Alternative und Ergänzung zu China. Der afrikanische Kontinent wächst in Zukunft wirtschaftlich zusammen und bietet bereits heute gut qualifizierte Arbeitskräfte.

Wirtschaftliche Chancen, politische Risiken

Den wirtschaftlichen Chancen von Direktinvestitionen stehen in vielen Regionen der Welt jedoch erhöhte politischen Risiken gegenüber. Die Beispiele reichen von Eingriffen der Behörden in Projekte über Beschränkungen im Zahlungsverkehr bis hin zur Nicht-Einhaltung von staatlichen Zusagen – oftmals in Verbindung mit einem unzureichenden Rechtsschutz im Anlageland.

Die Bundesregierung unterstützt mit Investitionsgarantien

Zahlreiche Länder unterstützen ihre Unternehmen bei Auslandsinvestitionen mit staatlichen Garantien und schützen sie somit vor politischen Risiken. Dieses Angebot ermöglicht es Eigen- und Fremdkapitalgebern oft erst, die Finanzierung von Projekten in Entwicklungs- und Schwellenländern sicherzustellen. 

Auch die deutsche Bundesregierung bietet seit 1959 mit den Investitionsgarantien ein derartiges Förderprogramm für die Internationalisierung an. Abgesichert werden unter anderem Kriegsschäden, Enteignungen und enteignungsgleiche Eingriffe sowie Probleme beim Transfer und der Konvertierung von Kapital - in der Regel auf völkerrechtlicher Basis von Investitionsförderungs- und -schutzverträgen. 

Besondere Wirkung entfaltet dabei der diplomatische Geleitschutz und das aktive Krisenmanagement durch die Bundesregierung. So lässt sich vielfach verhindern, dass der Schaden überhaupt eintritt.

PwC bearbeitet die Investitionsgarantien im Auftrag des Bundes

PwC wurde von der Bundesregierung als Mandatar mit der Bearbeitung der Investitionsgarantien beauftragt. Die Entscheidung über den Antrag auf Risikoabsicherung trifft der Interministerielle Ausschuss, der unter dem Vorsitz des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie in regelmäßigen Abständen tagt.

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„Für eine Beratung über die Absicherungsmöglichkeiten Ihrer Investition im Ausland steht Ihnen unser Team in Hamburg gern zur Verfügung.“

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