Bürger nehmen Familienunternehmen unter die Lupe
Familienunternehmen genießen einen guten Ruf in Deutschland. Doch wie sieht das im Detail aus? In einzelnen Dimensionen wie „Wirtschaftliche Performance“, „Arbeitgeberattraktivität“, „Management- sowie Produktqualität“ und „Gesellschaftliche Verantwortung“? Sie alle tragen am Ende zu einem guten – oder auch schlechten – Ruf bei.
PwC hat dazu 1.000 Bürgerinnen und Bürger befragt und spannende Einblicke zum Image der deutschen Familienunternehmen erhalten. Sie zeigen überdies, welchen Herausforderungen sie sich in der neuen Normalität, die von einschneidenden und schnellen Veränderungen wie Digitalisierung oder Fachkräftemangel geprägt ist, stellen müssen. Für Familienunternehmen in der heutigen Zeit gilt: Innovationsstärke zeigen, um den Weg in die digitale Ära einzuschlagen.
„Familienunternehmen und die vielen Hidden Champions müssen ihre Stärke offensiver und selbstbewusster verkaufen – ‚hidden war gestern‘ lautet die Devise.“
Uwe Rittmann, Leiter Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC Deutschland, zu den Ergebnissen der Befragung „Das Image der deutschen Familienunternehmen 2019“.
Jüngere Befragte bewerten Familienunternehmen kritischer als ältere. Ist das nicht gefährlich?
Da der Fachkräftemangel in Deutschland immer größer wird und Arbeitgeber stärker für sich werben müssen, ist das geradezu fatal. Familienunternehmen sollten deshalb deutlich machen, dass sie mit Konzernen durchaus mithalten können, wenn es um internationale Karrieremöglichkeiten, Weiterbildungsangebote, moderne Arbeitsmethoden und zeitgemäße Führungsprinzipien geht. Da sind sie schon heute gut. Wenn es um die Anwerbung von Digital Natives geht, haben sie allerdings nichts nur ein Kommunikationsthema, sondern auch Handlungsbedarf. Bei der Digitalisierung und Technologisierung ist der Zug zwar noch nicht abgefahren, aber für manche schon aus dem Bahnhof herausgerollt.
Familienunternehmen schneiden gegenüber Konzernen bei der wirtschaftlichen Stärke schlechter ab. Zu Recht?
Nicht im Geringsten! Unter den deutschen Familienunternehmen sind viele Weltmarktführer, die in der Öffentlichkeit aber kaum in Erscheinung treten. Gerade im War for Talents wird es immer wichtiger für sie, ihre Bescheidenheit abzulegen und ihren wirtschaftlichen Erfolg herauszustellen – zumal die größten deutschen Familienunternehmen in den letzten Jahren schneller gewachsen sind als Konzerne. Klappern gehört nun einmal zum Handwerk.
Bei weichen Faktoren wie Werteorientierung oder Verantwortungsbewusstsein werden Familienunternehmen besser bewertet als bei harten Skills wie Durchsetzungsstärke und strategischem Denken. Überrascht Sie das?
Allerdings! Nach meiner Erfahrung zeichnet gerade Weitblick die meisten Familienunternehmen aus. Schließlich ist der langfristige Erhalt des Unternehmens ihr maßgebliches Ziel, und dass ihnen das gut gelingt, beweist das hohe Durchschnittsalter der Unternehmen mit 108 Jahren. Über so viele Jahre und Generationen hinweg kann man ein Unternehmen nur erfolgreich erhalten, wenn man es weitsichtig führt und veränderungsbereit ist.
Was empfehlen Sie also den Familienunternehmern und -unternehmen?
Erstens: Auch Hidden Champions sollten sichtbar sein. Zweitens: Ich bin überzeugt, dass Familienunternehmen national wie international nur dann wettbewerbsfähig bleiben, wenn sie Innovationsstärke zeigen und den Weg in die digitale Ära konsequenter als bisher weiterverfolgen.