Klimarisiken im Fokus: Prävention statt Nachsicht – das Bewusstsein wächst

Die Ergebnisse des 26. Global CEO Survey von PwC zum Thema ESG

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Rainer Kroker – Partner, Sustainability Leader bei PwC Deutschland

Rainer Kroker
Partner, Sustainability Leader bei PwC Deutschland
Tel.: +49 163 344-1240

ESG im Fokus: Wachsendes Bewusstsein für Prävention

Neue Regularien, wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) oder die EU-Taxonomie, bringen immer mehr Unternehmen dazu, sich mit den Auswirkungen ihrer Geschäfte auf Umwelt und Gesellschaft auseinanderzusetzen. Das zeigt auch die 26. Ausgabe unseres globalen CEO Survey, bei dem wir auch in diesem Jahr rund 4.500 Entscheider:innen aus verschiedenen Branchen weltweit zu aktuellen Chancen und Herausforderungen befragt haben. Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Führungskräfte ein ausgeprägtes Bewusstsein für ESG-bezogene Risiken haben, in der Umsetzung konkreter Maßnahmen aber noch Chancen ungenutzt lassen. 

Deutsche CEOs sehen das vom Klimawandel ausgehende Risiko für ihre Unternehmen dabei kritischer als der globale Durchschnitt und sind dementsprechend auch bei der Entwicklung von ESG-Initiativen leicht im Vorsprung.

Die Ergebnisse im Überblick

Klimawandel verändert Kostenstrukturen

Von Naturkatastrophen über Reputationsschäden bis hin zu juristischen Auseinandersetzungen – der Klimawandel birgt für Unternehmen zahlreiche Risiken. Kurzfristige Folgen von größerem Ausmaß fürchten unserem CEO Survey nach aktuell aber nur wenige. Gerade einmal 14 % der globalen Entscheider:innen glauben, dass ihr Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten einem hohen Risiko ausgesetzt ist, das in Zusammenhang mit den Klimarisiken steht. In Deutschland liegt der Schnitt mit 20 % deutlich höher.

Die konkreten Auswirkungen der Klimarisiken auf das Geschäft sehen die deutschen CEOs ebenfalls kritischer: Während hierzulande 22 % in den nächsten zwölf Monaten mit großen Auswirkungen auf ihre Kostenstrukturen rechnen, bestätigen dies auf globaler Ebene nur 17 % der Befragten. Die Abweichung könnte ein Hinweis darauf sein, dass hiesige Unternehmen bereits vermehrt mit höheren Kosten durch die Anpassung an neue Regularien, wie der EU-Taxonomie oder der CSRD ausgesetzt sind. Im Umkehrschluss blicken die deutschen Entscheider:innen den Auswirkungen von Klimarisiken auf ihre Lieferketten gelassener als der globale Durchschnitt entgegen – nur 10 % (Global: 16 %) rechnen hier in den nächsten zwölf Monaten mit großen Auswirkungen.

Viele ESG-Initiativen im fortgeschrittenen Stadium

Dass deutsche CEOs im Vergleich zu ihren internationalen Kolleg:innen mehr Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel sehen, wirkt sich unserem CEO Survey zufolge auch auf den Umsetzungsgrad vieler Gegenmaßnahmen aus. So etablieren hierzulande beispielsweise schon 81 % der Unternehmen Initiativen für die Reduzierung von Emissionen oder haben diese bereits abgeschlossen – ein Bereich, in dem der internationale Schnitt erst bei 66 % liegt. Bei der Entwicklung von klimafreundlichen Produkten und Prozessen sind bereits 77 % der deutschen Unternehmen in der konkreten Umsetzung oder haben ihre Initiativen schon abgeschlossen. Geht es um die Entwicklung datengetriebener Strategien, um CO₂-Emissionen zu reduzieren und Klimarisiken zu mitigieren, geben 73 % (global: 57 %) der hiesigen Entscheider:innen an, entsprechende Initiativen zu betreiben oder bereits abgeschlossen zu haben.

Um ESG-Themen entscheidend nach vorne zu bringen, kann es für Unternehmen sinnvoll sein, mit gemeinnützigen Organisationen, wie NGOs, Bildungseinrichtungen oder Regierungen zusammenzuarbeiten. Die Mehrheit der Unternehmen (global: 54 %, Deutschland: 62 %) macht das, um die nachhaltige Entwicklung zu fördern. Während darauf hierzulande das Thema Klimawandel (52 %) folgt, stehen auf internationaler Ebene die Bereiche Diversity, Equity und Inclusion (DE&I) sowie Bildung mit jeweils 49 % weit oben auf der Agenda. Themen, die hierzulande in der Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Organisationen nur für 38 % bzw. 40 % der Unternehmen eine Rolle spielen.

Einordnung und Handlungsempfehlung

Drei Fragen an Rainer Kroker, ESG Leader bei PwC Deutschland

Viele CEOs rechnen bereits in den nächsten zwölf Monaten mit klimabedingten Folgen für ihr Geschäft. Wie können diese kurzfristigen Auswirkungen konkret aussehen?

Rainer Kroker: Es braucht nicht erst Wetterextreme oder andere unmittelbare Folgen des Klimawandels, um das Geschäft zu beeinflussen. Allein das regulatorische Umfeld übt derzeit schon einen starken Einfluss aus. Auch die Verschiebung des gesamten Wettbewerbsgefüges entlang neuer ESG-Kriterien macht sich vielerorts bemerkbar.

Wer in einer großen Ausschreibung bestehen oder einen neuen Investor für sich gewinnen möchte, muss zunehmend belastbare Strategien für den Klimaschutz, Nachhaltigkeit und das Management von ESG-Risiken nachweisen. Die damit einhergehende Transformation beschäftigt alle Unternehmen – das Ziel lautet: „Net Zero“. Das erfordert auch eine Beschäftigung mit der Energietransformation.

Die Befragten sehen den größten Einfluss derzeit auf ihre Kostenstruktur – woher rührt dieser Konsens?

Kroker: Für eine erfolgreiche ESG-Transformation müssen CEOs Nachhaltigkeit, Soziales und Klimaneutralität fest in der Unternehmensführung, im Management und der Unternehmensstraegie verankern. Darüber hinaus gilt es, auf die richtigen Technologien für den Klimaschutz zu setzen und starke Partner für sich zu gewinnen. Hinzu kommt der organisatorische Aufwand für die prozessuale Erfassung und Berichterstattung der relevanten Kennzahlen.

Das kostet alles erstmal Geld. Ich bin mir aber sicher, dass sich diese Investitionen in der Regel schnell auszahlen werden, auch durch entstehende Produktinnovationen – ganz nach dem Motto „Nachhaltig ist das neue Profitabel“. Wir stehen hier vor großen Chancen und klar ist: Früh zu sein ist besser als zu spät zu kommen.

Wie ergreifen Entscheider:innen diese Chancen am besten?

Kroker: Indem sie die Mehrwerte identifizieren: eine faire, nachhaltige und transparente Lieferkette ist auch gleichzeitig eine resiliente Lieferkette. Kreislaufwirtschaft wiederum senkt nicht nur Emissionen, sondern auch Energie- und Materialkosten. Und ein auf Gleichberechtigung, Vielfalt und Inklusion ausgerichtetes Unternehmen hat im Wettbewerb um neue Talente die Nase vorn. Alle Teilaspekte der ESG-Transformation bringen ihre eigenen Vorteile mit sich und zahlen auch auf Ziele weit über den Klimaschutz hinaus ein.

„Unser CEO Survey zeigt, dass viele Entscheider:innen für ESG-Themen und die damit assoziierten Risiken verstärkt sensibilisiert sind. Das ist eine gute Grundlage, um Initiativen weiter nach vorne zu bringen. Die Transformation zu einer nachhaltigen und klimaneutralen Wirtschaft gelingt uns nur gemeinsam und im Zusammenspiel mit der Energietransformation.“

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