Nachhaltigkeit im Finanzsektor soll messbar werden

PwC-Studie 2024: Kreditinstitute in Europa sollten ihre ESG-Risiken und Angaben gemäß Säule 3 umfassender und konsistenter offenlegen

Ihr Experte für Fragen

Martin Weirich
Partner, Financial Services Sustainability Lead bei PwC Deutschland
E-Mail

ESG Säule 3 Offenlegung ab 2025 für alle Institute in Europa relevant

Kreditinstitute in Europa machen bei der Offenlegung von ESG-Risiken in der Säule 3 deutliche Fortschritte – dennoch bleibt ein Großteil der Offenlegungsberichte unvollständig. Diese sind aktuell mit der CRR II für alle großen nur eingeschränkt vergleichbar. Hinzu kommen inhaltliche Lücken und teilweise inkonsistente Zahlen in den Meldebögen, da häufig unzureichende Datenquellen genutzt werden.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine PwC-Studie zur Umsetzung des Artikels 449a CRR (Capital Requirements Regulation) in Verbindung mit der Durchführungsverordnung (DVO) (EU) 2022/2453 und ihren Richtlinien für die Offenlegung von ESG-Risiken (Environmental, Social, Governance) in der Säule 3.

Die Studie zeigt auf, wie Institute ihre Nachhaltigkeitspraktiken transparenter und wirksamer gestalten können, um die Qualität und Vergleichbarkeit ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verbessern. PwC bietet eine Vielzahl von Tools für eine effiziente und automatisierte Säule 3 Offenlegung.

Die Studie im Überblick

Die European Banking Authority (EBA) hat Anfang 2022 bereits finale technische Durchführungsstandards (ITS) zu aufsichtlichen Offenlegungen von ESG-Risiken gemäß Artikel 449a CRR vorgelegt. Diese sind von allen großen, kapitalmarktorientierten Instituten, die Wertpapiere für den Handel in geregelten Märkten emittiert haben, zu beachten.

Die Offenlegung betrifft sowohl qualitative als auch quantitative Informationen zu physischen und transitorischen Klimarisiken sowie qualitative Informationen zu gesellschaftlichen Fragestellungen und Aspekten der Unternehmensführung. Der europäische Standardsetzer strebt damit eine verbesserte Transparenz und Vergleichbarkeit der ESG-Risiken der Institute an, insbesondere der Risikopositionen, deren Nachhaltigkeitsinformationen nur begrenzt verfügbar sind oder deren Informationsfluss von der Bereitstellung von Dritten abhängt.

Branche soll wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten

Ab dem 1. Januar 2025 müssen alle europäische Kreditinstitute gemäß Artikel 449a CRR III Informationen über ihre ESG-Risiken offenlegen, um die Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeiten messbar zu machen. Die Standards sollen sicherstellen, dass die Finanzbranche einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leistet und der EU Green Deal als Maßnahmepaket für ein klimaneutrales Europa bis 2050 erfolgreich umgesetzt wird. Die Standards werden kontinuierlich angepasst und um neue ESG-Kriterien erweitert.

„Die Einführung neuer Meldungs- und Offenlegungspflichten im Bereich ESG hat erhebliche Auswirkungen auf die Institute und stellt eine zusätzliche Arbeitsbelastung dar. Die Umsetzung sollte nicht unterschätzt werden und erfordert eine gewisse Vorbereitungszeit. Daten müssen sorgfältig gesammelt und aufbereitet werden, um den Standards zu entsprechen.“

Martin Weirich,Partner, Financial Services Sustainability Lead bei PwC Deutschland
40 %

nennen Details zu ihrer Taxonomiefähigkeitsprüfung. Nur wenige legen offen, wie sie ihre KPIs für die GAR sowie für die Ziele „Beitrag zum Klimaschutz“ (CCM) und „Anpassung an den Klimawandel“ (CCA) festlegen.

Wenig Angaben zu „S“- und „G“-Risiken

Die Studie ergab, dass bei der Offenlegung von Umweltaspekten („E“) deutliche Fortschritte erzielt wurden. 94 % der Kreditinstitute in Europa legen qualitative Angaben über Umweltrisiken in den Bereichen Geschäftsmodell, Strategie, Governance und Risikomanagement ausführlich offen. Damit entspricht ein Großteil der untersuchten Institute den regulatorischen Anforderung der DVO.

Die Berichterstattung über soziale (S) und insbesondere Governance (G)-Risiken bleibt allerdings weit hinter den Erwartungen aus dem EZB-Leitfaden für Klima- und Umweltrisiken zurück. Viele Institute behandeln diese Risiken nur oberflächlich oder konsolidieren sie im Kontext der Umweltaspekte. Demnach werden „S“- und „G“-Aspekte häufig nur unzureichend berücksichtigt.

Fehlende Standards für Energieausweise

Es gibt noch keine einheitliche Methodik zur Schätzung von EPC-Daten (Energy Performance Certificates – EPC), was die Genauigkeit, Vergleichbarkeit und Verlässlichkeit der Angaben erschwert. Die Vielfalt der Methoden kann nur teilweise durch standardisierte Bewertungsrahmen und Zertifizierungssysteme ausgeglichen werden.

Die Implementierung standardisierter Methoden kann dazu beitragen, die Transparenz und Genauigkeit von Energieeffizienzbewertungen zu erhöhen. Dadurch kann die Entscheidungsgrundlage für Investitionen in nachhaltige Immobilienprojekte verbessert werden.

22 Institute nutzen interne Methoden zur Schätzung fehlender EPC-Daten, die auf Parametern wie Gebäudeart, Baujahr, Standort und Energieverbrauch basieren. Lediglich 11 % erstellen ihre Energieausweise (EPC-Label) mithilfe der PCAF-Methodik (Partnership for Carbon Accounting Financials).

Erhöhte Datenkonsistenz durch Cross-Checks

94 % der Institute haben bei der Offenlegung (Stichtag: 31. Dezember 2023) die im Februar 2023 veröffentlichten EBA Q&A berücksichtigt. Damit hat sich die Datenkonsistenz zwischen den Meldebögen im Vergleich zu den Ergebnissen der Vorgängerstudie (Stichtag: 31. Dezember 2022) deutlich verbessert.

Jetzt Studie herunterladen

Nachhaltigkeit im Fokus – Die ESG Säule 3 Offenlegungsstudie 2024

GAR: Herausforderungen bei Daten und Vergleichbarkeit

Die erstmalige Offenlegung der Green Asset Ratio (GAR) als Nachhaltigkeitskennziffer für die Kreditinstitute weist erhebliche Schwankungen auf, da unterschiedliche Berechnungen verwendet wurden und nicht ausreichend Daten etwa über taxonomiekonforme Tätigkeiten zur Verfügung standen. Demnach sind die GAR-Kennzahlen der einzelnen Institute nur eingeschränkt vergleichbar.

Lediglich 40 % der Institute nennen Details zu ihrer Taxonomiefähigkeitsprüfung. Nur wenige legen offen, wie sie ihre KPIs für die GAR sowie für die Ziele „Beitrag zum Klimaschutz“ (CCM) und „Anpassung an den Klimawandel“ (CCA) festlegen.

Die Institute sollten detailliertere Informationen zur Methodik der Taxonomiefähigkeitsprüfung und zur Ermittlung ihrer KPIs offenlegen. Die Datenqualität bei der Offenlegung der GAR und taxonomiekonformen Aktiva könnte durch spezifische Erfassungs- und Validierungsprozesse verbessert werden.

Standardisierte Datenquellen erforderlich

Die aufgrund fehlender Daten weiterhin bestehende Abhängigkeit von Schätzungen etwa bei der Energieeffizienz (EPC-Label) und bei indirekten Scope-3-Emissionen entlang der Lieferkette beeinträchtigt die Vergleichbarkeit der Werte.

Die Institute stehen hier vor der Herausforderung, standardisierte und verlässliche Datenquellen zu schaffen, um die Genauigkeit der Berichterstattung und die Einhaltung regulatorischer Anforderungen langfristig zu gewährleisten.

PwC-Tools für eine effiziente und automatisierte Säule 3 Offenlegung

PwC ESG Data Tracker Cockpit

Die Hilfestellung visualisiert alle verfügbaren ESG-relevanten Daten und ermöglicht eine gezielte Gap-Analyse aller benötigten Angaben für die Offenlegung von ESG-Risiken. Datenlücken können identifiziert und Informationen, die für andere Meldepflichten beschafft wurden, genutzt werden. Die Hilfestellung trägt dazu bei, den Datenhaushalt eines Instituts zu harmonisieren und ermöglicht ein konsistentes ESG-Reporting.

PwC Disclosure Box

Die Anwendung analysiert bereits verfügbare Daten und sammelt alle erforderlichen Informationen für die aufsichtsrechtlichen Anforderungen nach Teil 8 der CRR und den ESG-Offenlegungsanforderungen und den ESG-Offenlegungsanforderungen.

Zudem erkennt die Box Möglichkeiten, den Offenlegungsprozess zu optimieren, standardisieren und automatisieren. Mithilfe von Robotics Process Automation (RPA) können Prozesse beschleunigt und Einsparungen erzielt werden.

Disclosure@ART

Das PwC Automated Reporting Tool (ART) unterstützt Institute dabei, die Qualität der verschiedenen aufsichtsrechtlichen Meldungen und Offenlegungsvorlagen zu verbessern, indem es Säule III Offenlegungsvorlagen automatisiert und verlässlich befüllt sowie Cross-Checks in und zwischen den Meldebögen ausführt. Die Lösung beinhaltet mehr als 10.000 aufsichtsrechtliche Validierungsregeln und Plausibilitätschecks.

Automated Disclosure (AD) Hilfestellung

Die Hilfestellung ermöglicht – ähnlich wie Disclosure@ART – eine automatisierte Befüllung und Validierung der Offenlegungsmeldebögen. Die Säule 3 Vorlagen werden anhand von Cross-Checks abgeglichen, um konsistente Informationen zu gewährleisten.

„Durch die Integration von ESG-Risiken in die Offenlegungsvorschriften der CRR wird ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit im Finanzsektor geleistet. Die Offenlegung von ESG-Risiken erhöht die Transparenz und ermöglicht es Marktteilnehmern, fundierte Investitionsentscheidungen zu treffen und die ESG-Performance der Institute besser zu beurteilen.“

Martin Weirich,Partner, Financial Services Sustainability Lead bei PwC Deutschland

Jetzt Studie herunterladen

Nachhaltigkeit im Fokus – Die ESG Säule 3 Offenlegungsstudie 2024

Sie haben Fragen?

Kontaktieren Sie unsere Expert:innen

Die Methodik

Im Rahmen der Studie wurden die Säule 3 Offenlegungsberichte von 35 europäischen Kreditinstituten aus elf Ländern zum Stichtag 31. Dezember 2023 untersucht, darunter 13 Kreditinstitute aus Deutschland. Die Häuser legten erstmals zum Stichtag 31. Dezember 2022 ihre ESG-Risiken offen, ab 2023 erfolgte die Offenlegung halbjährlich.

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München (TUM) erstellt. Anhand eines Katalogs von 133 Fragen wurden unter anderem die angewandten Methoden und Herangehensweisen, die Einhaltung regulatorischer Anforderungen sowie die genutzten Datenquellen und externen Datenanbieter untersucht.

Follow us

Contact us

Martin Weirich

Martin Weirich

Partner, Financial Services Sustainability Consulting Lead, Banking and Asset Management Sustainability Co-Lead, PwC Germany

Paula Aczel

Paula Aczel

Senior Manager, FS Sustainability, PwC Germany

Tel.: +49 1515 7671900

Hana Musai

Hana Musai

Senior Manager, FS Sustainability, PwC Germany

Tel.: +49 160 1519593­

Hide