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Antje Schlotter
Leiterin des PwC-Standorts in Düsseldorf
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Gute Einkaufsmöglichkeiten, kurze Wege, eine verlässliche Verkehrsinfrastruktur und attraktive Bildungsangebote: In Düsseldorf und Umgebung lässt es sich gut leben. Neun von zehn Berufstätigen (89 Prozent) fühlen sich in der Region wohl. Große Unzufriedenheit herrscht im Großraum Düsseldorf aber mit der Situation auf dem Miet- und Immobilienmarkt: So zeigen sich rund zwei Drittel der Berufstätigen frustriert mit dem knappen Angebot an Wohnungen und den hohen Mieten in und um die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt – mit weitreichenden Folgen für den Arbeitsmarkt in der Region: Jede:r Zweite hat den Job schon einmal aufgrund zu hoher Mieten gekündigt oder zumindest darüber nachgedacht.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Befragung unter 400 Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren im Großraum Düsseldorf im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.
„Geht der Anstieg der Mieten ungebremst weiter, wächst die soziale Ungleichheit. Bestimmte Berufs- und Einkommensgruppen werden aus den Städten verdrängt, weil sie sich die Mieten nicht mehr leisten können und Arbeitsplätze im günstigeren Umland suchen.“
Lange Zeit bewegten sich die Immobilen- und Mietpreise in Düsseldorf nur in eine Richtung: steil nach oben. Seit dem Sommer 2022 fallen zumindest die Preise für Wohneigentum wieder, denn die Nachfrage sinkt in Folge der steigenden Kreditzinsen und der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheit. Der Preisanstieg bei den Mieten geht dagegen munter weiter. Der Grund: Weil der Traum vom Eigenheim für viele Menschen in unerreichbare Ferne rückt, nimmt der Run auf Mietwohnungen zu. Folglich entwickeln sich die Preise für Mietobjekte weiter nach oben und der Mangel an bezahlbaren Wohnungen nimmt zu. Dass sich diese Entwicklung fortsetzt, befürchten auch die Berufstätigen aus der Region: 87 Prozent gehen davon aus, dass die Mietpreise im Großraum Düsseldorf in den kommenden fünf Jahren weiter steigen werden.
Die hohen Kosten für Mieten und Eigentum sowie die Wohnungsnot sind nicht nur ein Ärgernis für die Menschen in der Region, sondern haben auch unmittelbare Folgen für den Arbeitsmarkt: 79 Prozent der Berufstätigen sehen aufgrund der prekären Lage auf dem Wohnungsmarkt Probleme auf Arbeitgeber zukommen, dringend benötigte Fachkräfte zu finden und in Düsseldorf und Umland zu halten. Vor allem die Pflege- und Gesundheitsbranche wird nach Ansicht der Befragten in erheblichem Ausmaß betroffen sein. Aber auch im Handwerk, in der Gastronomie oder in Schulen und Kindergärten dürfte es in Folge der angespannten Lage auf dem Mietmarkt noch schwieriger werden, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden und zu halten.
Die Umfrage bestätigt, dass viele Menschen wegen der hohen Mieten in den Ballungsgebieten über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken – und diesen Plan teilweise bereits in die Tat umgesetzt haben: Gut jede:r zehnte (11 Prozent) Beschäftigte aus dem Großraum Düsseldorf hat den Job schon einmal aufgrund zu hoher Mieten gewechselt. Bei den 18- bis 34-Jährigen ist es sogar jede:r Fünfte (21 Prozent). 41 Prozent aller Arbeitskräfte haben einen Jobwechsel zumindest schon einmal in Betracht gezogen. Für die Wirtschaft bedeutet diese Entwicklung, dass es noch schwieriger werden dürfte, die offenen Stellen zu besetzen.
Eine kräftige Erhöhung des Mietzins, die für viele Mieter:innen aufgrund der stark steigenden Energiekosten wohl ansteht, könnte das Fass zum Überlaufen bringen: 59 Prozent der Befragten sagen, dass sie über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken würden, falls die Mieten stark steigen. Besonders die Jüngeren zeigen sich flexibel: Bei den unter 50-Jährigen würden fast zwei Drittel bei einer saftigen Mieterhöhung einen Arbeitsplatzwechsel in Erwägung ziehen – auch wenn dies einen Umzug in eine andere Stadt bedeuten würde.
Aus Sicht der Berufstätigen trägt die Politik zumindest eine Mitschuld an der prekären Lage auf dem Wohnungsmarkt, weil sie zu spät auf das Problem reagiert hat. Das sagt jede:r zweite Befragte. 42 Prozent sehen die Ursache darin, dass sich die Investoren vor allem auf das Luxussegment fokussieren. Ebenso viele werfen der öffentlichen Hand vor, sich zu wenig um den sozialen Wohnungsbau zu kümmern.
Entsprechend sehen die Berufstätigen nun vor allem die Bundesregierung und die öffentliche Hand am Zug, geeignete Maßnahmen aufzusetzen, um Fachkräfte in den Ballungsräumen zu halten: 88 Prozent sprechen sich für Programme für Wohnungsbau aus, die sich speziell an Haushalte mit geringeren Einkommen richten. 84 Prozent sind dafür, dass sich die Mietkosten teilweise von der Steuer absetzen lassen. Jeweils 83 Prozent befürworten die Verschärfung der Mietpreisbremse und die Umwandlung von leeren Büros in Wohnräume.
Aber auch auf Seiten der Unternehmen sehen die Befragten Möglichkeiten, dem wohnungsbedingten Fachkräftemangel entgegenzuwirken: 81 Prozent der Berufstätigen halten Mietzuschüsse in Regionen mit überdurchschnittlichen Mieten für eine gute Sache. Ebenso viele befürworten die Übernahme der Fahrtkosten durch die Arbeitgeber. Drei von vier Befragten sind dafür, dass Arbeitgeber:innen Betriebswohnungen bereitstellen und/oder Mieterhöhungen automatisch durch Gehaltserhöhungen ausgleichen.
Rund drei Viertel der Berufstätigen finden, dass die Unternehmen die Homeoffice-Ausstattung finanzieren und mehr Angebote für Remote-Work machen sollten. Beim Thema Homeoffice klafft aber nach wie vor eine große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit – daran hat auch die Pandemie nichts geändert: Nur 42 Prozent der Befragten, deren Arbeit grundsätzlich aus dem Homeoffice möglich wäre, dürfen sich Arbeitszeit und -ort flexibel einteilen – ohne sich abstimmen oder an bestimmten Tagen anwesend sein zu müssen. Das sind genauso viele wie vor der Pandemie.
68 Prozent der Befragten, deren Job homeoffice-tauglich ist, wünschen sich allerdings, ohne Abstimmung und Anwesenheitspflicht arbeiten zu dürfen. Für 40 Prozent kommt Homeoffice dagegen gar nicht in Frage, weil sie in Berufen wie Pflege, Handwerk, Einzelhandel oder Gastronomie tätig sind.
Neben guten Einkaufsmöglichkeiten (84 Prozent) sind die Berufstätigen aus dem Großraum Düsseldorf besonders mit der Länge des Arbeitswegs (75 Prozent) und der Verkehrsinfrastruktur (72 Prozent) zufrieden.
70 Prozent schätzen das Bildungsangebot, jeweils 68 Prozent den Zugang zu schnellem Internet, die Parkanlagen & Grünflächen der Region sowie die kulturellen Angebote.
Besonders in Großstädten wie Berlin, München, Hamburg oder Düsseldorf ist es reine Glückssache, eine bezahlbare Wohnung oder gar eine Eigentumswohnung zu finden. Das sagen 85 Prozent der Befragten. 74 Prozent haben das Gefühl, dass sich in den Städten nur noch Top-Verdiener:innen eine Wohnung leisten können.
Gleichzeitig haben die Berufstätigen den Eindruck, dass es überall schwer ist, eine passende und bezahlbare Wohnung zu finden: Das bestätigen 72 Prozent der Befragten, während zwei Drittel finden, dass die Wohnungssituation außerhalb der großen Städte deutlich entspannter ist.
Insgesamt pendeln 42 Prozent der Berufstätigen aus dem Großraum Düsseldorf zu ihrer Arbeitsstelle. In den kleineren Städten und Gemeinden der Region pendeln sogar drei Viertel. Wer hingegen in Düsseldorf wohnt, arbeitet meist auch dort (91 Prozent).
Im Durchschnitt brauchen Berufstätige aus dem Großraum Düsseldorf eine knappe halbe Stunde, um zu ihrem Arbeitsplatz zu kommen (26 Minuten). Dabei würden die Befragten im Schnitt maximal 41 Minuten Pendelzeit in Kauf nehmen.
Für rund jede:n zweite:n Beschäftigte:n aus dem Großraum Düsseldorf wären bezahlbare Mieten der ausschlaggebende Faktor bei einem jobbedingten Umzug. Die Länge des Arbeitswegs wäre für 44 Prozent ein entscheidendes Kriterium; für 32 Prozent wäre es das Angebot an freiem Wohnraum.
Letzteres wäre für die Düsseldorfer:innen wichtiger (38 Prozent) als für die Bewohner:innen anderer Großstädte (29 Prozent) und kleinerer Städte und Gemeinden (31 Prozent).
Grundsätzlich könnte durch das Angebot vermehrter Homeoffice-Arbeit das Leben außerhalb der Stadt für die Menschen attraktiver werden. Gründe für einen Umzug aufs Land wären für die Befragten vor allem die Aussicht auf mehr Natur (66 Prozent), mehr Ruhe (57 Prozent) und günstigere Mieten (55 Prozent).
Allerdings befürchtet rund jede:r Zweite eine schwächere Infrastruktur, einen schlechteren ÖPNV und längere Arbeitswege, wenn sie aufs Land ziehen.
„Arbeitgeber sind gut beraten, ihre Homeoffice-Policy auf den Prüfstand zu stellen und im Sinne der Arbeitnehmer:innen flexibler zu gestalten. Allerdings braucht es auch Lösungsstrategien und konkrete Unterstützung für Menschen, deren Arbeit nicht aus dem Homeoffice möglich ist.“
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Befragung unter 400 Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren im Großraum Düsseldorf im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Befragt wurden Berufstätige aus den Städten Düsseldorf, Duisburg und Krefeld sowie aus dem Kreis Mettmann und dem Rhein-Kreis Neuss.