30 November, 2022
Von Sandra Rautenberg und Dr. Alexander Totzek. Die Verrechnung von Dienstleistungen ist nach wie vor ein Top Thema in steuerlichen Betriebsprüfungen. Nach einer PwC Studie führt dieses bei 43 Prozent aller Unternehmen zu signifikanten steuerlichen Mehrbelastungen (vgl. Betriebsprüfung 2018 – Studie zur Praxis der Betriebsprüfung in Deutschland, August 2019). Die Gründe für die Mehrbelastungen sind vielschichtig.
Im ersten Schritt wird eine Betriebsprüfung beim Dienstleistungsempfänger im Rahmen des sogenannten Benefit Tests prüfen, ob und inwieweit die in Rechnung gestellten Leistungen überhaupt von dem Rechnungsempfänger empfangen werden und ob ein faktischer Mehrwert für den Empfänger besteht. Nach bestandenem Benefit Test wird die Dokumentation der Kalkulation geprüft. Hierbei ergeben sich in der Praxis oftmals Lücken. Die Ursachen für diese Lücken liegen häufig im Prozess der Preisfindung und den verwendeten Technologien. In diesem Beitrag werden wir Ansätze zur Automatisierung der Dienstleistungsverrechnung und deren Nutzen für Unternehmen skizzieren.
Gerade in produzierenden Industrien schenken Unternehmen aufgrund der häufig vom finanziellen Volumen untergeordneten Bedeutung der Verrechnung von Konzerndienstleistungen (zu) wenig Aufmerksamkeit. Wir beobachten dies nicht nur im Mittelstand, sondern bis hin zu DAX40-Unternehmen, bei denen ebenfalls die Dienstleistungsentgelte vielfach manuell mit einfachen Tabellenkalkulationen (wie zum Beispiel MS Excel) berechnet werden. Dieser Weg ist grundsätzlich nicht zu beanstanden, sofern der manuelle Aufwand überschaubar bleibt und die durchgeführten Kalkulationen lückenlos dokumentiert sind.
Bei Einkünftekorrekturen im Rahmen von steuerlichen Außenprüfungen wird die resultierende Doppelbesteuerung in der Regel durch Verständigungsverfahren gelöst. Im Fall von Konzernumlagen mit einer Vielzahl von Leistungsempfängern müssten allerdings sehr viele Verfahren geführt werden. Sollte die vorliegende Doppelbesteuerung nicht höher als die Kosten für diese Verfahren sein, wird oftmals die Doppelbesteuerung als permanent hingenommen.
Nach unserer Wahrnehmung kommt es – unabhängig vom Benefit-Test – in Betriebsprüfungen insbesondere zum Aufgriff und zu Anpassungen aufgrund von
Um Korrekturen und (permanente) Doppelbesteuerung aus Konzernumlagen oder allgemeinen Dienstleistungsverrechnungen zu vermeiden und gleichzeitig manuellen Aufwand zu reduzieren, bieten sich daher Automatisierungslösungen an.
Um die Herausforderungen der Dienstleistungsverrechnung mittels Automatisierungslösungen zu meistern, ist es zunächst wichtig, die individuellen Anforderungen und Gegebenheiten zu identifizieren. Folgende Aspekte sollten bei der Definition der Anforderungen berücksichtigt werden:
Basierend auf dem individuellem Anforderungsprofil und unter Berücksichtigung des individuellen Business Cases bieten sich unterschiedliche Automatisierungsgrade an:
Die Wahl der richtigen Technologie hängt unter anderem stark von den digitalen Fähigkeiten der involvierten Mitarbeitenden sowie von der IT-Strategie des Unternehmens ab.
Gerade im Mittelstand beobachten wir zunehmend, dass die Kalkulationen von Dienstleistungsverrechnungen als sogenannter Managed Service von Beratungshäusern erbracht werden.
Die digitale Transformation spielt eine immer entscheidendere Rolle, um den steigenden Effizienzanforderungen sowie wachsenden Compliance Pflichten gerecht zu werden. Die Automatisierung der Dienstleistungsverrechnung bildet einen Baustein der Digitalisierungsstrategie im Verrechnungspreisumfeld.
Durch die Automatisierung der Dienstleistungsverrechnung werden die Effizienz und Genauigkeit der Kalkulation erhöht und Fehlerquellen reduziert, bei gleichzeitig sinkendem manuellem Aufwand. Dies sorgt für eine Steigerung der steuerlichen Rechtssicherheit und Reduzierung von Tax-Cash-Out-Effekten. Zusätzlich ist die gesteigerte Kostentransparenz für steuerliche Aspekte aber auch für Controlling- und Incentivierungszwecke hilfreich.