E-Bus-Radar von PwC: E-Bus-Bestand in Deutschland knackt fast die 2.000er-Marke

Detaillierte Zahlen zum deutschen E-Bus-Markt: Bestand steigt gegenüber Vorjahr um fast 50 Prozent / Stadt- und Regionalverkehre müssen zunehmend auf E-Busse umgestellt werden / Die meisten E-Busse rollen in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Hamburg / Drei Newcomer im Städteranking

Düsseldorf, 27. März 2023

Genau 1.884 Busse mit emissionsfreien, elektrifizierten Antrieben fuhren im Jahr 2022 auf Deutschlands Straßen – 620 mehr als 2021. Das entspricht einem Zuwachs von fast 50 Prozent. Die Marke von 2.000 Fahrzeugen wird damit bald erreicht. Zwischen 2017 und 2021 wuchs die Anzahl jährlich neu angeschaffter Busse sogar exponentiell: von 10 auf 586 Busse. Im Jahr 2022 blieb das Wachstum auf hohem Niveau, auch wenn die Zuwachsrate mit 6 Prozent nicht mehr so stark angestiegen ist wie in den Vorjahren.

Das sind einige der wichtigsten Ergebnisse des sechsten E-Bus-Radars, den die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland jährlich erstellt. Die Analyse betrachtet Busse mit mehr als acht Fahrgastplätzen (Fahrzeugklasse M3), elektrifizierten Antrieben und externer Energiezufuhr, die im Sinne der „Clean Vehicles Directive“ (CVD) der Europäischen Union als „sauber“ oder „emissionsfrei“ gelten.

Städte und Kreise müssen auch den Regionalverkehr stärker elektrifizieren

Für Maximilian Rohs, Experte im Bereich Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland, ist es eine erfreuliche Nachricht, dass das Wachstumstempo anhält und immer mehr Städte und Kreise auf emissionsfreien Busverkehr umstellen:

„Am Ende haben sie auch keine Alternative, denn die Entscheidung für die Dekarbonisierung des Bus-ÖPNV ist auf europäischer und nationaler Ebene gefallen. Die Clean Vehicles Directive der EU, die in Deutschland durch das Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungsgesetz umgesetzt wurde, beinhaltet schließlich verpflichtende Mindestquoten für die Beschaffung von emissionsfreien Bussen – sowohl für öffentliche Verkehrsunternehmen als auch auf Ebene der kommunalen ÖPNV-Aufgabenträger.“

Maximilian Rohs,Director Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland

Rund die Hälfte der E-Busse fährt in drei Bundesländern

Etwa jeder zweite Bus (912 von 1.884) mit elektrifiziertem Antrieb ist in den Top-3-Ländern Nordrhein-Westfalen (382), Hessen (292) oder Hamburg (228) im Einsatz. Auf den folgenden Plätzen rangieren Niedersachsen (193), Bayern (156), Berlin (149), Schleswig-Holstein (140) und Baden-Württemberg (119). In den übrigen Ländern werden insgesamt 225 Busse mit elektrifiziertem Antrieb eingesetzt.

Auffällig hierbei ist das deutliche West-Ost-Gefälle: Mit Ausnahme von Berlin sind die E-Busse bislang in größerem Umfang in den Bundesländern im Westen Deutschlands unterwegs. Dabei sind E-Busse in immer mehr Städten und Regionen anzutreffen. Die insgesamt 1.847 rein elektrisch betriebenen Busse, die der E-Bus-Radar gesondert analysiert, verteilten sich im Jahr 2022 bereits auf 131 Städte und Landkreise (2021: 116 Städte und Landkreise). 85 Fahrzeuge davon sind Oberleitungsbusse, sie sind in Solingen, Esslingen und Eberswalde im Einsatz.

Drei Newcomer im Top-20-Ranking

Die drei Städte mit den meisten E-Bussen (Batterie- und Brennstoffzellenantrieb) waren – wie 2021 – Hamburg, Berlin und Köln (225, 149 und 133 Fahrzeuge). Neu im Top-20-Ranking sind Nürnberg, Hannover und der Landkreis Ludwigslust-Parchim. Maximilian Rohs von PwC Deutschland kommentiert:

„Dass jedes Jahr neue Städte im Top-20-Ranking auftauchen, zeigt die zunehmend größere geografische Verbreitung – und ich freue mich, dass mit dem Landkreis Ludwigslust-Parchim auch eine ländlich geprägte Region dabei ist, denn die Dekarbonisierung ist nicht nur eine Aufgabe für große Städte. Wir leben im Jahrzehnt des E-Busses und diese werden schon bald deutschlandweit das Bild des ÖPNV als Vorreiter in Sachen Umwelt- und Klimaschutz bereichern.“

Maximilian Rohs,Director Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland

Stärkere Anreize setzen

Für Maximilian Rohs müssen jedoch die Rahmenbedingungen stimmen, damit dies erfolgreich gelingen kann: „Die Kommunen und Verkehrsunternehmen sehe ich hier in der Pflicht, entsprechende Dekarbonisierungsstrategien zu entwickeln. Aber auch der Bund und die Länder müssen ihren Beitrag leisten. Dies betrifft insbesondere die Bereitstellung der erforderlichen finanziellen Mittel für diese weitreichende Transformation.“ So sei die Investitionsförderung in einer frühen Phase sinnvoll gewesen, um den industrieseitigen Markthochlauf zu stimulieren; nun könne eine konsumtive Förderung des Betriebs von Elektrobussen einen weiteren Schub geben. „Das könnte auf Seiten der Betreiber stärkere Anreize setzen, möglichst viele emissionsfreie Busse einzusetzen“, sagt Maximilian Rohs.

Mehr als 6.000 Neuanschaffungen bis zum Jahr 2030 geplant

Bis zum Jahr 2030 wollen die Verkehrsunternehmen viele weitere Fahrzeuge anschaffen, um ihren elektrifizierten Nahverkehr auszubauen. Bereits heute sind Pläne für 6.600 weitere E-Busse bekannt, womit dann rund 8.500 E-Busse eingesetzt würden. Besonders umfangreiche Anschaffungen planen Berlin und Hamburg. In Hamburg haben die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) erst vor wenigen Tagen bekannt gegeben, 350 E-Busse geordert zu haben – die größte Ausschreibung in der Firmengeschichte der VHH. Die BVG in Berlin plant, bis zum Jahr 2030 ihre gesamte Busflotte auf emissionsfreie Antriebe umzustellen.

Dann folgen im Top-10-Ranking der geplanten E-Bus-Anschaffungen mit deutlichem Abstand Köln und Nürnberg, Duisburg, Frankfurt am Main, Potsdam, Leipzig, München und Kiel. Doch trotz steigender Zahlen warnt Maximilian Rohs vor allzu großem Optimismus:

„Mit einem Anteil von derzeit 3,5 Prozent ist der Anteil der E-Busse bundesweit betrachtet immer noch gering. Für alle Beteiligten gibt es hier noch viel zu tun, um ihren Beitrag für einen emissionsfreien ÖPNV zu leisten.“

Maximilian Rohs,Director Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland

Und er betont: „Die Umstellung auf E-Busse darf nicht zu Lasten des ÖPNV-Angebots gehen. Denn die Mobilitätswende ist weit mehr als nur eine Antriebswende.“ Ein umfassendes ÖPNV-Angebot bilde das Fundament, um im Verkehr die Klimaschutzziele zu erreichen.

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Corinna Freudig

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