Ausgabe Gesamtjahr 2023
Globaler Wettbewerb um Häfen und Terminals stellt Europa auf die Probe
Im Jahr 2023 wurden in der globalen Transport- und Logistikbranche (T&L) nur 185 Fusionen und Übernahmen (M&A) im Wert von mindestens 50 Millionen US-Dollar angekündigt – ein Minus von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und der mit Abstand schwächste Wert der vergangenen zehn Jahre. Auch das Gesamtvolumen der Deals brach auf 74,6 Milliarden US-Dollar ein (2022: 181,3 Milliarden).
Mit 25 Prozent der Transaktionen war die Schifffahrt, einschließlich Hafeninfrastruktur-Deals, der zweitstärkste Teilsektor. Deals in diesem Bereich befinden sich seit 2015 im Aufschwung; das Dealvolumen summiert sich seitdem auf insgesamt rund 100 Milliarden US-Dollar. Auch wenn 2023 der Wert der angekündigten M&A zwar deutlich auf 4,2 Milliarden US-Dollar sank, zeigte sich dieser Bereich mit 16 Deals weiterhin vergleichsweise aktiv.
Häfen und Terminals sind trotz der aktuellen Verunsicherung weltweit in den strategischen Fokus gerückt. Langfristig bedeutet die Kontrolle über Häfen und Seewege auch Einfluss auf die Flaschenhälse des globalen Warenverkehrs. Dieser Wettbewerb fordert die EU heraus: Die Harmonie im globalen maritimen System ist keine Selbstverständlichkeit mehr, da entscheidende Akteure teils sehr unterschiedliche Interessen verfolgen.
Dabei lässt sich eine Verschiebung der Zielregionen beobachten: Zwei Drittel der 184 Deals, die zwischen 2015 und 2023 im Bereich Hafeninfrastruktur angekündigt wurden, zielten auf Häfen in Asien und Ozeanien ab. Darüber hinaus gewinnen Investitionen ausländischer Investoren in Häfen und Terminals in Afrika an Bedeutung. Dort ist insbesondere China ein Wettbewerber der europäischen Staaten, die mit ihrem Global Gateway-Programm in die afrikanische Infrastruktur investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Branche treibt Dekarbonisierung über Kooperationen voran
Während Mergers & Acquisitions in der Transport- und Logistikbranche 2023 weltweit rückläufig waren, verharrten die Kooperationen, einschließlich Joint Ventures und Codeshare-Vereinbarungen, auf dem Niveau von 2022. Immer mehr Joint Ventures und Kooperationsabkommen erklären Fortschritte bei der Dekarbonisierung als Ziel. Der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf kohlenstofffreie Alternativen und regenerative Energiequellen ist ein wichtiger Faktor für die Transformation der Logistikbranche.
Ausblick: 2024 deutet sich ein leichtes M&A-Wachstum an
Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und geopolitischer Risiken sind die Unternehmen der Transport- und Logistikbranche gefordert, ihre Transformationsvorhaben zielstrebig weiterzuverfolgen. Digitalisierung, Nachhaltigkeit und eine zukunftssichere Positionierung in Wachstumsmärkten stehen dabei im Mittelpunkt. Nicht zuletzt die anstehende Zinswende dürfte sich belebend auswirken.