PwC-Studie 2021: Startups in Deutschland schaffen immer mehr Arbeitsplätze
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Florian Nöll
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Das Geschäftsklima in der deutschen Startup-Szene hat sich deutlich aufgehellt – und liegt wieder auf dem Niveau von 2019. Die Gründer:innen finden hierzulande sogar immer bessere Bedingungen vor: Zwei Drittel bewerten das Startup-Ökosystem an ihrem Standort als gut. Das sind vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Gleichzeitig schaffen die Startups immer mehr Arbeitsplätze: Bereits im vergangenen Jahr haben sie kräftig neue Leute rekrutiert und neun von zehn Startups planen weitere Neueinstellungen. Durch den Fachkräftemangel gestaltet sich die Personalsuche jedoch alles andere als einfach – und entwickelt sich neben der Kapitalbeschaffung zu einer der großen Hürden für die Jung-Unternehmer:innen.
„Startups sind nicht nur eine treibende Kraft für die Innovationsfähigkeit Deutschlands, sondern schaffen auch immer mehr neue Arbeitsplätze. Umso wichtiger ist es, dass sich die Politik mit aller Kraft dafür einsetzt, Unternehmertum gezielt zu stärken und die Rahmenbedingungen für Startups auch hierzulande noch gründerfreundlicher zu gestalten.“
Innovation statt Krise
Venture Capital (VC) Kapitalquellen der DSM-Startups
Größte aktuellen Herausforderungen der Startups
Durchschnittliche Anzahl Mitarbeiter:innen
Kooperationen mit...
Anteil der Gründerinnen in Startups
Bewertung des Startup-Ökosystems am eigenen Standort (sehr) gut
Startups stehen der Zusammenarbeit mit Corporates grundsätzlich offen gegenüber: Fast jeder zweite Gründer, der eine Finanzierung über Wagniskapital anstrebt (44 Prozent), wünscht sich, dass dieses von einem Unternehmen kommt. Vom Schulterschluss mit etablierten Firmen, dem Corporate Venture Capital (CVC), erhoffen sie sich nicht nur eine Geldspritze, sondern auch Zugang zu Vertriebskanälen und Branchenexpertise.
Umso wichtiger erscheint dies vor dem Hintergrund, dass klassische Kooperationen zwischen etablierten Unternehmen und Startups seltener geworden sind: Nur noch 65 Prozent der Startups kooperieren mit etablierten Firmen (Vorjahr: 72 Prozent).
Nicht zuletzt sind es die Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die das deutsche Startup-Ökosystem stärken. Die Nähe zu Universitäten ist die Eigenschaft des Startup-Ökosystems, die die Entrepreneure am meisten schätzen: 76 Prozent bewerten diesen Aspekt als gut.
Dass die Startup-Szene eng mit der akademischen Forschung verbandelt sind, belegen drei weitere Ergebnisse der Studie: 55 Prozent der Startups kooperieren mit wissenschaftlichen Einrichtungen; jede vierte Gründung stammt aus dem Umfeld von Hochschulen und Forschungseinrichtungen und 36 Prozent der Gründer:innen haben ihre Mitgründer:innen an der Hochschule kennengelernt.
Das Geschäftsklima hat sich deutlich erholt und liegt wieder auf dem Vorkrisenniveau. Gleichzeitig gibt jedoch gut die Hälfte (51 Prozent) der befragten Unternehmen an, weiterhin durch die Krise beeinträchtigt zu sein (DSM 2020: 74 Prozent).
Im Vergleich zum Vorjahr ist die durchschnittliche Mitarbeiterzahl in deutschen Startups von 14 auf 18 gestiegen. Und 92 Prozent der Jungunternehmer: innen planen weitere Neueinstellungen: In den kommenden Monaten wollen die befragten Unternehmen im Schnitt neun neue Kolleg:innen rekrutieren.
Ob sich die geplanten Neueinstellungen realisieren lassen, hängt auch von der Situation auf dem Bewerbermarkt ab. Fest steht: Die Personalsuche wird schwieriger. 27 Prozent der Startup-Gründer:innen in Deutschland bezeichnen sie bereits als größte Hürde – das sind 10 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Um die Suche nach Personal zu erleichtern, sehen die Unternehmer:innen auch die Politik in der Verantwortung: 35 Prozent der Befragten fordern unkomplizierte Möglichkeiten, um die Angestellten am Erfolg ihres Startups zu beteiligen – ein wichtiges Argument im Wettbewerb mit etablierten Unternehmen um die besten Köpfe.
Bei den Bewerber:innenn punkten können Startups nicht zuletzt mit dem Thema Nachhaltigkeit, das insbesondere für die junge Generation immer wichtiger wird. Die Umfrage belegt, dass sich bei den Startups Nachhaltigkeit und unternehmerisches Wachstum nicht ausschließen. 61 Prozent der Gründer:innen sagen, dass sie beides wollen: sich nachhaltig ausrichten und rasch wachsen. Diese Maxime deckt sich mit dem Lebensgefühl vieler junger Menschen.
Neben der Personalsuche stehen die Gründer:innen vor weiteren Hürden, vor allem im Bereich Vertrieb und Kundengewinnung, bei der Produktentwicklung und der Kapitalbeschaffung. Letztere hat sich jedoch positiv entwickelt: In der aktuellen Befragung nennen nur noch 36 Prozent die Geldbeschaffung als Stolperstein, im Vorjahr waren es 43 Prozent.
Die pandemiebedingten Unsicherheiten bei der Finanzierung haben sich beruhigt und die Startups in den vergangenen Monaten wieder deutlich mehr externes Kapital aufgenommen. Den Zugang zu Kapital und Investitionen bewerten die Befragten folglich deutlich positiver als 2020: 38 Prozent der Befragten sind damit zufrieden, im Vorjahr waren es nur 30 Prozent.
Eine große Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit der Finanzierung besteht jedoch nach wie vor beim Wagniskapital: Erst 20 Prozent der Startups finanzieren sich auf diesem Weg, aber 42 Prozent würden dies gerne. Bei der Finanzierung durch strategische Investoren geht die Schere noch weiter auseinander: Auf sie würden 43 Prozent der Befragten gerne zugreifen, faktisch gelingt dies aber nur 15 Prozent.
Das Startup-Ökosystem wird von Gründer:innen im Jahresvergleich deutlich positiver wahrgenommen: 65 Prozent sind damit zufrieden; im Vorjahr lag dieser Anteil nur bei 61 Prozent. Besonders zufrieden sind die Befragten mit der Nähe zu Universitäten (76 Prozent).
Der Zugang zu Daten ist für Startups enorm wichtig, jedoch nur für 38 Prozent der Befragten ausreichend vorhanden. Zwei Drittel der Gründer:innen kritisieren Wettbewerbsverzerrungen durch Datenmonopole bei wenigen internationalen Konzernen. Drei Viertel wünschen sich von Seiten des Staates mehr öffentliche Daten.
Der Anteil an Gründerinnen ist nach dem nur geringen Wachstum der vergangenen Jahre zuletzt stärker angestiegen und liegt mittlerweile bei 18 Prozent (2020: 16 Prozent). Trotz dieser positiven Tendenz bleiben Frauen im deutschen Startup-Ökosystem weiterhin deutlich unterrepräsentiert.
61 Prozent der Gründer:innen wollen nachhaltig ausgerichtet sein und rasch wachsen. Dabei spielen relevante Technologien und Themen wie Künstliche Intelligenz (43 Prozent) oder Industrie 4.0 (31 Prozent) eine wichtige Rolle.
Bayerische Startups profitieren von starker Forschungs- und Hochschullandschaft.
„Bei Investoren und etablierten Unternehmen setzt sich die Erkenntnis nur sehr langsam durch, dass sie von der Kooperation mit innovativen Startups stark profitieren können. Gerade etablierte Firmen sind auf neue Technologien und innovative Geschäftsideen angewiesen – und genau das können Startups häufig viel schneller und unkomplizierter entwickeln.“
Zu diesen Ergebnissen kommt der 9. Deutsche Startup Monitor (DSM), den der Startup-Verband und PwC in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen erstellt haben. An der Studie haben sich erstmals über 2.000 deutsche Startups beteiligt.