Digitalisierung im ländlichen Raum

30 November, 2021

Die Digitalisierung ist nicht allein eine Aufgabe für Städte und urbane Regionen, sondern insbesondere auch für Kommunen im ländlichen Raum. Dass und worin genau mitunter große Rückstände bestehen, hat nicht zuletzt die Coronavirus-Pandemie – zum Teil schonungslos – offengelegt.

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Andreas Windolph

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Jede fünfte Kommune ohne Digitalisierungsstrategie und -vorhaben

PwC hat untersucht, wie es um die Digitalisierungsstrategie von Kommunen im ländlichen Raum bestellt ist. Die Ergebnisse wurden in der Studie „Smarte Regionen – das Land kann das“ veröffentlicht. Darin geben die Studienautor:innen kommunalen Entscheidungsträger:innen zehn Handlungsempfehlungen, um eine Digitalisierungsstrategie zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen.

„Ländliche Regionen sind wichtige Wirtschaftsfaktoren, bereits heute findet dort etwa die Hälfte der Wertschöpfung statt und ein Drittel der Hidden Champions in Deutschland hat seinen Sitz in Kleinstädten.“

Caspar von Preysing,Partner bei PwC Deutschland

Die Ausgangslage: Etwa jede fünfte Kommune in Deutschland hat keine zentrale Digitalisierungsstrategie und gibt an, dass dies derzeit auch kein Thema sei. Eine solche Strategie haben nur 8 % der Kommunen, 13 % nur für einzelne Sektoren. Immerhin: Ein Drittel der Kommunen entwickelt aktuell eine zentrale Digitalisierungsstrategie, die übrigen entwickeln Strategien für einzelne Sektoren.

Kommunen beschäftigen sich also zunehmend mit ihrer Digitalisierung. Doch nach wie vor besteht Handlungsbedarf. Mit zehn Handlungsempfehlungen für eine stärke Digitalisierung insbesondere in ländlichen Regionen gibt PwC Entscheider:innen des öffentlichen Sektors konkrete Handreichungen.

10 Ansätze für erfolgreiche kommunale Digitalisierungsstrategien

Fokus auf Digitalisierungspotenziale

Dass die digitale Transformation Jobprofile verändert und manche Berufe wegfallen, ist unstrittig. Allerdings wird dies nicht plötzlich, sondern schrittweise geschehen. Gleichzeitig werden durch die Digitalisierung auch neue Jobs entstehen – und zwar mehr, als obsolet werden, wie Studien belegen.

In der Digitalisierung stecken also viele Chancen. Auch für den ländlichen Raum. Der kann, eine leistungsstarke (digitale) Infrastruktur vorausgesetzt, zum attraktiven Standort für innovative Unternehmen und damit zum regionalen Jobmotor werden. Kommunen sollten nicht nur die Herausforderungen, sondern auch die Potenziale der Digitalisierung erkennen und betonen.

Digitalisierung als Querschnittsaufgabe

Sollen Digitalisierungsprojekte erfolgreich sein, ist vor allem die Führungsebene einer Organisation gefragt. Sie sollte den Kulturwandel in der Verwaltung vorleben und Mitarbeiter:innen sowie Bürger:innen einbeziehen.

Eine übergeordnete Stabsstelle, etwa in Form eines oder einer Chief Digital Officer, kann sinnvoll sein, um kommunale Digitalisierungsprojekte zu koordinieren und zentral umzusetzen. Wichtig dabei ist ein ganzheitlicher Blick, der die Stadt, ihre kommunalen und privaten Wirtschaftsunternehmen sowie die Bevölkerung einschließt.

Passende Vision entwickeln

Die Vision, das übergeordnete Ziel der Digitalisierung, sollte zur jeweiligen Kommune passen und nach innen und außen klar erkennbar sein. Empfehlenswert ist es, die Bürger:innen schon früh in den Strategieprozess einzubinden. Das erhöht nachweislich die Akzeptanz von Veränderungsprozessen.

Hilfreich kann es darüber hinaus sein, die Strategie an regional bedeutsamen Leitbranchen zu orientieren – für landwirtschaftlich geprägte Gebiete werden andere Ziele sinnvoll sein als für IT-geprägte Standorte.

Innovationstreiber stärken

Kommunen sollten sich darum bemühen, Innovationstreiber der Region systematisch zu vernetzen und über zielgerichtete Austauschformate den Wissenstransfer zu organisieren. Auch können digital erfolgreiche Städte „Digitalneulinge“ unterstützen und Impulse von außen geben.

GovTech, also Technologielösungen für die Verwaltung, kann den Digitalisierungsprozess beschleunigen, indem Kommunen etwa mit innovativen Start-ups zusammenarbeiten.

Stärken und Schwächen analysieren

Welche Digitalisierungsprojekte in welcher Region erfolgreich sein werden, hängt entscheidend von den jeweils unterschiedlichen Stärken und Schwächen der Kommunen ab. Diese gilt es, systematisch zu analysieren, um einen individuellen Weg zur Digitalisierung zu beschreiten.

In etlichen Regionen findet Digitalisierung bereits in ganz unterschiedlichen Sektoren statt, etwa im Gesundheitswesen, im Mobilitätssektor, aber auch in Land- und Forstwirtschaft. Allerdings bleiben Projekte öffentlich häufig unbemerkt. Erfolgversprechend ist es daher, existierende Konzepte und Ideen stärker miteinander zu verzahnen.

Bürger:innen und Unternehmen einbeziehen

Kommunen profitieren maßgeblich von der Vernetzung innerhalb ihrer eigenen Region. Damit Digitalisierungsprojekte auch die tatsächlichen Bedarfe der späteren Nutzer:innen erfüllen, sollten diese möglichst früh in die Entwicklung von Ideen und Konzepten eingebunden werden – zumal der Gemeinschaftssinn in ländlichen Gebieten oft stärker ausgeprägt ist als in Städten. Dieses Potenzial gilt es, für die kommunale Digitalisierung zu heben.

Neue digitale Prozesse schaffen

Im Zuge der Digitalisierung müssen Kommunen Prozesse neu denken, statt einfach bisher analoge Prozesse eins zu eins in die digitale Welt zu übertragen. Dies erfordert mitunter auch organisatorische Veränderungen innerhalb der Verwaltung. Zudem werden sicherlich neue Technologien, insbesondere Big Data und Cloud-Anwendungen, immer wichtiger werden. Entwicklungsziel sollte eine offene, transparente und nutzungsorientierte Verwaltung sein.

Digitalisierung als Daueraufgabe verstehen

Um die Digitalisierung erfolgreich zu gestalten, müssen Entwickler:innen wie Anwender:innen Technologie, Prozesse und Nutzung sicher beherrschen. Dies erfordert oftmals den langfristigen Aufbau spezifischer Kompetenzen.

Einhergehen sollte dies mit einem Change-Management-Prozess, der die Entwicklung einer digitalen Kultur innerhalb von Organisationen begleitet. Dazu gehören insbesondere Qualifizierungs- und Informationsprogramme sowie die Festlegung von Standards und darauf aufbauende digitale Tools, etwa eine bestimmte Verwaltungssoftware. Fest steht, dass es mit punktuellen Initiativen nicht getan ist – die Digitalisierung ist eine Daueraufgabe.

Projekterfahrungen gezielt austauschen

In vielen Kommunen und ländlichen Regionen finden bereits erfolgreiche Projekte zur Digitalisierung statt. Ihre Erfahrungen damit sollten Kommunen gezielt auch anderen Regionen zur Verfügung stellen, um eine mögliche Zusammenarbeit auszuloten und mit Wissenstransfer den Digitalisierungsprozess des ländlichen Raums insgesamt zu beschleunigen. Hilfreich ist es auch, auf Erfahrungen von regional ansässigen – und oftmals bereits stärker digitalisierten – Wirtschaftsunternehmen zurückzugreifen.

Fördermittel stärker nutzen

Gerade zu Beginn von Digitalisierungsprojekten im ländlichen Raum sind Fördermittel sehr hilfreich. Erfahrungsgemäß tun sich jedoch vor allem kleinere Kommunen oft etwas schwer, diese zu identifizieren und abzurufen.

Sogenannte Förderlots:innen können hier Orientierung geben und Kommunalverantwortliche wie Unternehmen entlasten. Außerdem können sich Kommunen gegenseitig bei der Fördermittelakquise unterstützen, um die digitale Entwicklung der gemeinsamen Region zu beschleunigen und zu stärken.

„Es gibt viele Fördermittel für die Digitalisierung des ländlichen Raums. Sie werden allerdings oft nicht abgerufen. Umso wichtiger ist es, Kommunen auch hierbei zu unterstützen.“

Andreas Windolph,Partner bei PwC Deutschland und Co-Autor der Publikation
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