Autoindustrie: Hersteller verbessern Working Capital Management, Zulieferer nicht

27 September, 2022

PwC-Analyse zum Working Capital Management (WCM) im Bereich Automotive: Die Umsätze steigen, die Kapitalbindungsdauer sinkt / Während die Hersteller ihr WCM verbessern können, binden die Zulieferer ihr Kapital immer länger / Besonders die Bestandsreichweite steigt in Folge von Verzögerungen in den Lieferketten

Düsseldorf, 27. September 2022

Die Automobilindustrie war in den vergangenen Jahren mit gleich mehreren großen Herausforderungen konfrontiert: Lockdowns infolge neuer Coronawellen, unterbrochene Lieferketten, starke Nachfrageschwankungen sowie ein Mangel an wichtigen Materialien und Bauteilen – Stichwort Chipkrise – setzten der Branche zu. Trotz dieser widrigen Umstände ist es den Unternehmen gelungen, ihre Umsätze zwischen 2017 und 2021 um neun Prozent zu steigern und die Kapitalbindungsdauer um einen Tag zu verringern. 

Allerdings zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Herstellern und Zulieferern: Während die Original Equipment Manufacturer (kurz: OEM) die Kapitalbindungsdauer seit 2017 von 19 auf 14 Tage drücken konnten, ist diese Kennzahl bei den Zulieferern in den vergangenen fünf Jahren auf 56 Tage gestiegen (plus sechs Tage). Zu diesen Ergebnissen kommt eine PwC-Analyse von 572 Unternehmen aus der Automobilindustrie weltweit, darunter 37 OEM und 535 Zulieferer. 

Zulieferern machen Lieferkettenverzögerungen besonders zu schaffen

„Die Automobilindustrie hat sich trotz der widrigen Bedingungen während der Corona-Pandemie und einhergehenden Lockdowns nach dem ersten Pandemiejahr relativ schnell stabilisiert. Allerdings belasten die anhaltenden Lieferkettenprobleme das Working Capital der Unternehmen. Insbesondere den Zulieferern machen die Volatilität der Märkte und die anhaltenden Verzögerungen in den Wertschöpfungsketten zu schaffen.“

Während die Umsätze der Autozulieferer zwischen 2017 und 2021 immerhin um acht Prozent gestiegen sind, hat sich die Kapitalbindungsdauer im gleichen Zeitraum um sechs Tage erhöht – von 50 auf 56 Tage. Die für die Studie analysierten Automobilzulieferer haben insgesamt rund 170 Milliarden Euro an Kapital gebunden – Liquidität, die für Investitionen fehlt. 

Insbesondere die Bestandsreichweite (Days Inventory On-Hand, DIO), also der Zeitraum zwischen Wareneingang und Warenausgang, hat sich bei den Zulieferern negativ entwickelt: Zwischen 2017 und 2021 ist diese Kennzahl um 14 Tage gestiegen – von 43 auf 57 Tage. 

Die Forderungsreichweite (Days Sales Outstanding, DSO), das heißt die Spanne zwischen Rechnungsstellung und Zahlungseingang, ist ebenfalls leicht gestiegen und lag 2021 bei 70 Tagen (2017: 68 Tage). Die Reichweite der kurzfristigen Verbindlichkeiten ggü. Lieferanten (Days Payables Outstanding, DPO), also die Periode zwischen Rechnungsdatum und Bezahlung, liegt bei den Zulieferern nun bei 71 Tagen und damit zehn Tage über dem Wert aus dem Jahr 2017. 

OEM verbessern ihr Working Capital Management

Besser sieht es bei den Herstellern aus: Diese konnten nicht nur ihre Erlöse zwischen 2017 und 2021 um neun Prozent steigern. Gleichzeitig ist es ihnen gelungen, ihr Working Capital Management signifikant zu verbessern: Die Kapitalbindungsdauer bei den OEM sank, auch dank einer hohen Kundennachfrage, seit 2017 um fünf Tage von 19 auf 14. Die aktuellen Herausforderungen entlang der Lieferkette betreffen den Betrachtungszeitraum 2021 jedoch nur zum Teil, da sich die steigende Inflation und Energiekosten v.a. auf das laufende und folgende Geschäftsjahre auswirken werden.

Verschlechtert hat sich auch bei den Herstellern die Bestandsreichweite: Diese stieg um fünf Tage – von 39 auf 44. Die Forderungsreichweite ist im Vergleich zu 2017 jedoch leicht gesunken, von 29 auf 26 Tage. Die Reichweite der kurzfristigen Verbindlichkeiten (Days Payables Outstanding, DPO) ist im Vergleich zu 2017 von 49 auf 56 Tage gestiegen. 

Wieso sich ein gutes Working Capital Management lohnt 

Noch immer binden die analysierten Hersteller insgesamt jedoch 74 Milliarden Euro an Kapital in ihren Unternehmen. Aus Sicht von PwC-Experte Rob Kortman ist es aus mehreren Gründen sinnvoll, dieses gebundene Kapital durch operative Maßnahmen zu optimieren und freizusetzen – etwa, um Wachstums- und Technologie-Strategien oder die Digitalisierung zu finanzieren und somit die langfristige Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. 

Die Optimierung des Working Capital bietet eine Reihe weiterer Vorteile: 

„Firmen, denen es gelingt, operativ gebundenes Kapital optimal zu verwenden, steigern nicht nur ihren Unternehmenswert, sondern können auch schneller und effizienter auf Disruptionen in den Lieferketten, Preissteigerungen und Herausforderungen im Sektor zu reagieren, und ihre Schuldenlast in Zeiten steigender Zinsen besser managen.“

Um die Transparenz und operative Performance des Working Capital Management zu erhöhen und Cash zu optimieren, helfen aus Sicht des PwC-Experten vor allem Technologien wie Data Analytics Tools, Process Mining sowie digitale Working Capital Management Lösungen. 

Über PwC:

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Sven Michael Hoffmann

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