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David Rouven Möcker
Partner, Head of Real Estate Consulting & Transformation bei PwC Deutschland
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Der Markt für Facility Services in Europa setzt seinen kontinuierlichen Wachstumstrend fort und blickt optimistisch in die Zukunft. Bis 2027 wird in allen europäischen Kernmärkten eine Steigerung des Gesamtumsatzvolumens auf 373 Milliarden US-Dollar erwartet. 2023 erzielte die Branche in Europa ein Gesamtvolumen von 329 Milliarden Dollar.
Wie unsere Branchenanalyse zeigt, bleibt Deutschland der umsatzstärkste Markt in Europa: Das Umsatzvolumen 2023 legte hierzulande im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf 88 Milliarden US-Dollar zu. Bis 2027 rechnet die Branche für Deutschland mit einem Umsatzvolumen von 101 Milliarden US-Dollar, was einem jährlichen Umsatzplus von vier Prozent entspricht.
Auf Basis unserer DACH-Umfrage von Nutzern und Dienstleistern zu aktuellen Herausforderungen und Trends des Facility Managements zeigen sich folgende Ergebnisse: Die Mehrzahl der Befragten (57 %) ist der Ansicht, dass ein effektives und nachhaltiges Facility Management (FM) strategisch an Bedeutung gewinnt und wesentlich zum Unternehmenserfolg beitragen wird. Um Kosten zu sparen und effizienter zu arbeiten, steht für die Nutzer und Dienstleister die Einführung von IT und die Digitalisierung von Prozessen derzeit ganz oben auf der Agenda (62 %).
Außerdem sorgen neue hybride Arbeitswelten mit flexibler Raumgestaltung und einer verstärkten Integration digitaler Technologien für wesentliche Veränderungen im Facility Management (40 %).
Als wesentliche Wachstumshürden nennen die Befragten den Personal- und Fachkräftemangel (jeweils 78 %) sowie wachsende ESG-Anforderungen an die Nachhaltigkeit von Unternehmen und den Betrieb von Immobilien (72 %).
Ein wesentliches Ergebnis der Studie lautet, dass der Digitalisierungsgrad der Branche nach wie vor gering ist. Dabei kann der Einsatz von innovativen Technologien im Facility Management (FMTech) Nutzern und Dienstleistern einen strategischen Vorteil verschaffen und ihre Marktposition stärken. Unsere Tech for Impact Map 2024 liefert eine umfassende Übersicht über die Top 100-Innovationen für ein nachhaltiges und effektiveres Facility Management.
„Wachsende ESG-Regulierungsanforderungen und eine steigende Nachfrage nach höheren Standards erfordern erhöhte Investitionen in Neubau- und Bestandsimmobilien, was zu einer zunehmenden Komplexität im Facility Management führt. Zudem erfordern neue Arbeitsumgebungen eine effiziente und nutzerorientierte Flächenverwaltung.“
Deutschland bleibt auch weiterhin mit 88 Milliarden US-Dollar der umsatzstärkste Facility Services-Markt in Europa, gefolgt von Großbritannien und Frankreich (jeweils 69 Milliarden US-Dollar) sowie Italien (45 Milliarden US-Dollar), die im Vergleich zum Vorjahr zweistellige Zuwachsraten erzielten. Spanien weist mit plus 24 Prozent auf 42 Milliarden US-Dollar das stärkste Umsatzwachstum auf.
Unter den Branchen erzielt der europäische Industriesektor mit 95 Milliarden US-Dollar den höchsten Umsatz in den Kernmärkten. Dieser dürfte bis 2027 um sechs Prozent auf 100 Milliarden Dollar zulegen. Dienstleistungsunternehmen und Handel zeigen mit jeweils acht Prozent das stärkste Branchenumsatzwachstum.
Zudem wird prognostiziert, dass integrierte Vergabemodelle für Europa bis 2027 mit einem Plus von zwölf Prozent auf 26 Milliarden US-Dollar stärker wachsen werden als gebündelte Vergabemodelle (83 Mrd. US-Dollar) oder Einzelvergaben (91 Mrd. US-Dollar).
Für alle Facility Services werden zudem deutliche Preiserhöhungen erwartet: Insbesondere bei den technischen und infrastrukturellen Facility Services wird mit Preissteigerungen von teilweise mehr als zehn Prozent gerechnet.
Neue Arbeitswelten, Digitalisierung und wachsende ESG-Anforderungen verändern die Bedürfnisse der Nutzer und damit auch die Serviceleistungen im Facility Management (FM). Wie die Branchenanalyse ergab, waren knapp die Hälfte der Nutzer mit den Serviceleistungen ihrer Dienstleister (eher) zufrieden.
Vollständig zufrieden sind zwölf Prozent, jeder sechste Nutzer ist unzufrieden. Die befragten Auftraggeber in Österreich (67 %) und der Schweiz (60 %) sind dabei deutlich zufriedener als Nutzer in Deutschland (42 %). Wesentliche Faktoren für eine hohe Zufriedenheit der Nutzer sind eine kontinuierliche Qualität der Serviceleistungen und langfristige Vertragsbeziehungen.
Gebäudezertifizierungen sind ein zentrales Instrument bei der Bewertung und Förderung der Nachhaltigkeit von Gebäuden. Allerdings erfolgt die Umsetzung einer Zertifizierung innerhalb der Branche noch nicht standardmäßig, wie unsere Umfrage zeigt. 45 Prozent der Gebäude in den Portfolien der Befragten sind nicht zertifiziert. 53 Prozent der Befragten erklären, die Umsetzung der Standards sei zu komplex. 43 Prozent sagen, Personalmangel und fehlendes Fachwissen erschwere eine ordnungsgemäße Abwicklung der Zertifizierungsprozesse. 38 Prozent nennen hier hohe anfängliche Investitionskosten als Hürde.
Eine Analyse der geschätzten Investitionsbeträge für Sanierungsmaßnahmen zur Erreichung einer höheren Zertifizierungsstufe zeigt außerdem, dass viele Facility Manager und Entscheidungsträger nicht über die erforderlichen Informationen oder das erforderliche Fachwissen verfügen, um fundierte Entscheidungen zu Investitionskosten und deren Amortisation zu treffen.
Neben etablierten Zertifizierungsprogrammen gewinnen alternative Ansätze zur Förderung von Nachhaltigkeit von Gebäuden zunehmend an Relevanz. Dazu zählen unter anderem Energieeffizienzprogramme, grüne Baustandards und digitale Lösungen wie Smart Building-Systeme. Diese Lösungen können auch abseits formaler Zertifizierungsrahmen einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen leisten und die Transformation des Gebäudebestands hin zu einer ökologisch verantwortungsvollen Nutzung ermöglichen.
66 Prozent der Nutzer und 78 Prozent der Dienstleister verfolgen eine ESG-Strategie. Als wesentliche Hürden für deren Umsetzung werden die komplexe Gesetzeslage (58 % der Nutzer bzw. 54 % der Dienstleister), Schwierigkeiten bei der Messung nachhaltigkeitsbezogener Kennzahlen (52 % bzw. 68 %) sowie fehlende interne Kapazitäten und ein nicht ausreichendes Budget genannt.
Ein Großteil der Dienstleister (58 %) setzt bei der Verfolgung von Nachhaltigkeitszielen für ihre Auftragsgeber auf die Implementierung von Umweltzertifizierungen und -standards. Bei der Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten der Nutzer spielen Dienstleister eine eher untergeordnete Rolle. Beim ESG-Reporting sind diese häufig auf externe Unterstützung etwa von FMTech-Plattformen angewiesen. Die Tools der Anbieter erfassen, verwalten und analysieren ESG-Daten und helfen dabei, die Transparenz in der Lieferkette zu erhöhen und Nachhaltigkeitsrisiken zu bewerten. Einige FMTech-Lösungen unterstützen die Unternehmen auch dabei, ihren CO2-Fußabdruck zu messen und ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu optimieren.
Unsere Studie zeigt: Hohe Anfangsinvestitionen, unzureichende Ressourcen, fehlendes Know-how und Datenschutzprobleme stellen signifikante Hürden bei der Implementierung und Nutzung digitaler Lösungen dar. Der Grad der Digitalisierung und Dokumentation von Facility Management-Prozessen ist innerhalb der Branche sehr unterschiedlich.
Bei 50 Prozent der Befragten sind weniger als die Hälfte ihrer FM-Prozesse digital dokumentiert, insbesondere die öffentliche Hand hinkt hier deutlich hinterher. Dabei ermöglicht eine umfassende und systematische Dokumentation eine effizientere Einarbeitung neuer Mitarbeiter und eine erhöhe Transparenz von Prozessen. Sie trägt zu einer kontinuierlichen Prozessoptimierung bei und bildet die Grundlage für nachhaltige Effizienzsteigerungen im Facility Management.
Für die Gestaltung individueller Arbeitsplatzkonzepte und die Umsetzung eines aktiven und nachhaltigen Flächenmanagements gewinnen auch die Zusammenarbeit mit FMTech-Anbietern und der Einsatz von KI-Lösungen an Bedeutung. Obwohl die KI Chancen auf Kostensenkungen, eine effizientere Entscheidungsfindung und präzisere Bedarfsermittlung bietet, wenden lediglich zwei Prozent der befragten Dienstleister und Nutzer KI-Lösungen regelmäßig bei der Beschaffung von Facility Services und der Angebotsausarbeitung an. Fast zwei Drittel (65 %) nutzen KI in diesem Bereich gar nicht.
Als Gründe für die Zurückhaltung der Nutzung von KI werden die Komplexität, hohe Implementierungskosten und mangelndes Vertrauen in die Verlässlichkeit der Technologien genannt. Zudem ist häufig nur eine unzureichende Datenbasis vorhanden, die für eine effektive KI-Nutzung erforderlich wäre.
Die Nutzung digitaler Lösungen im Facility Management (FMTech) oder Kooperationen mit FMTech-Anbietern können Nutzern und Dienstleistern einen strategischen Vorteil verschaffen und ihre Marktposition stärken. Durch die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen können Betriebskosten und Energieverbrauch gesenkt werden. Sensorik und KI ermöglichen eine proaktive Wartung und genauere Datenanalyse.
Der Umfrage zufolge arbeiten allerdings 61 Prozent der Nutzer derzeit nicht mit FMTech-Unternehmen zusammen. Bei den Dienstleistern sind dies etwas weniger als ein Drittel. Am häufigsten kooperieren Nutzer mit technischen Facility Services (25 %), gefolgt von IT-Dienstleistungen im Facility Management (18 %). Bei den Dienstleistern ist es umgekehrt: Hier kooperieren 53 Prozent im Bereich IT-Dienstleistungen und 37 Prozent bei technischen Facility Services.
Im Gebäudemanagement geht der Trend zu App-gesteuerten Systemen, IoT-Integration, cloudbasierten Lösungen und KI bzw. Machine Learning. Diese Anwendungen fördern eine nachhaltige und effizientere Verwaltung von Immobilien.
Unsere Tech for Impact Map 2024 liefert eine umfassende Übersicht über 100 Dienstleister, die innovative Lösungen in den Bereichen Klimaanalyse, nachhaltiges und zirkuläres Bauen, resiliente Gebäude, ESG-Reporting und nachhaltige Infrastrukturen anbieten. Diese Lösungen decken den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie ab.
„Die Integration von KI wird sich zu einem entscheidenden Treiber für die Digitalisierung und Optimierung von Facility Management-Prozessen entwickeln.“
Kai Ukena,Senior Manager, Real Estate Consulting & Transformation bei PwC DeutschlandFacility Management Monitor 2025 – Fokus Europa
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Im Rahmen einer explorativen und deskriptiven Online-Umfrage wurden mehr als 200 Expert:innen des Facility Managements aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu aktuellen Trends und Herausforderungen befragt.
Die Auswertung der Umfrage erfolgte statistisch, wobei durch die Anwendung von Kreuztabellen tiefere Einblicke in das Antwortverhalten der einzelnen Teilnehmergruppen gewonnen werden konnten.
Der Anteil der befragten FM-Nutzer lag bei 56 Prozent, der Dienstleister sowie der Berater und Verbände bei jeweils 22 Prozent.
57 Prozent der Nutzer unter den Industriellen Investoren und 34 Prozent der Dienstleister beschäftigen weniger als 250 Mitarbeiter. Zwölf Prozent der Corporates und sieben Prozent der Dienstleister haben mehr als 100.000 Mitarbeiter.