28 Dezember, 2017
Freiwillig in einem Pflegeheim leben? Das kommt für kaum eine Bürgerin, kaum einen Bürger in Deutschland in Frage – nur sechs Prozent können sich vorstellen, aus eigenem Antrieb in eine Senioreneinrichtung zu ziehen, wenn sie pflegebedürftig werden. Das zeigt eine PwC-Bevölkerungsbefragung zur Pflege, in der 1.000 Menschen Auskunft über ihre Vorstellungen für das Alter und ihre Sorgen geben.
Acht von zehn Deutschen macht der Gedanke, im Alter in ein Pflegeheim ziehen zu müssen, Angst. Besonders fürchten die Bürger den Personalmangel in den Pflegeheimen und überforderte Pflegekräfte, wie 73 Prozent der Befragten angeben. Denn der aktuelle Personalnotstand in den Heimen wirkt sich nach ihrer Einschätzung unmittelbar auf die Zeit, die ein Pfleger für den Bewohner aufbringen kann, und die Qualität der Pflege aus.
„Unsere Studie zeigt, dass Pflegeheime in Deutschland dringend an ihrer Reputation arbeiten müssen“, sagt Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswesen & Pharma bei PwC Deutschland.
„Wir benötigen eine Versorgung für das Alter, in der wieder der Mensch im Mittelpunkt steht. Die Zufriedenheit der Bewohner, aber auch der Angehörigen und der Mitarbeiter muss wieder das zentrale Kriterium für die Bewertung einer Einrichtung sein. Nur so erreichen wir eine Aufwertung der sozialen Berufe, können dem Personalnotstand begegnen und schaffen eine andere Kultur in den Heimen.“
Statt des Pflegeheims bevorzugen die Studienteilnehmer eine andere Art der Einrichtung: das betreute Wohnen, das die eigenen vier Wände mit dem Anschluss an einen Pflegedienst kombiniert. Diese Lebensform können sich 33 Prozent für das Alter vorstellen. Eine ähnlich große Gruppe, 31 Prozent, möchte im eigenen Zuhause bleiben und von einem ambulanten Pflegedienst versorgt werden. Die Pflege durch Familienangehörige, etwa durch die eigenen Kinder, wünschen sich 19 Prozent.
Dass eine hohe Versorgungsqualität ihren Preis hat, ist den Befragten klar. Daher wären 43 Prozent der Bürger dazu bereit, einen höheren Beitragssatz zur Pflegeversicherung zu zahlen, der bei durchschnittlich 33 Euro pro Monat liegt. Die Mehreinnahmen sollten nach Vorstellung der Studienteilnehmer von allem in einen besseren Betreuungsschlüssel in den Heimen (53 Prozent) und in höhere Gehälter für die Pflegekräfte (17 Prozent) investiert werden.
Angst vor dem Heim: Die Studienteilnehmer fürchten nicht nur den Personalnotstand, sondern auch den Verlust ihrer Privatsphäre (60 Prozent) und hohe Kosten durch das Pflegeheim, die die eigenen finanziellen Möglichkeiten übersteigen (59 Prozent).
Maßnahmen zur Verbesserung: 98 Prozent der Befragten wünschen sich regelmäßige Qualitätskontrollen der Heime durch externe Stellen, 97 Prozent setzen auf eine Verbesserung des Personalschlüssels, und 75 Prozent fordern eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte.
Die Sicht der Angehörigen: Dass Pflegeheime eine große Entlastung für die Familienmitglieder darstellen, bestätigen 85 Prozent der Deutschen.
Michael Burkhart
Leiter Gesundheitswirtschaft und Managing Partner Region Mitte, PwC Germany
Tel.: +49 69 9585-1268