Die Energiewende mitgestalten – auf Basis von Vertrauen und Transparenz

Kontinuierlich und zuverlässig Energie bereitzustellen, ist eine der Hauptaufgaben der Energiewirtschaft. Im Strommarkt haben die Netzbetreiber die Aufgabe, Angebot und Nachfrage aufeinander abzustimmen. In der Regel funktioniert dies reibungslos. Aufgrund der steigenden Zahl erneuerbarer Anlagen nehmen die Herausforderungen und Risiken eines Ausfalls jedoch zu.

Dass die Gefahr eines Blackouts real ist, ließ sich Ende April 2025 in Spanien und Portugal beobachten: In weiten Teilen der iberischen Halbinsel fiel für einen Tag der Strom aus. Auch wenn Expert:innen einen flächendeckenden Stromausfall in Deutschland für unwahrscheinlich halten, verdeutlicht der Vorfall, wie wichtig es ist, Vorkehrungen zu treffen, um solche Ausfälle zu verhindern.

Durch Stromausfälle wie kürzlich in Spanien und Portugal ist das Thema Cybersicherheit und die Absicherung kritischer Infrastrukturen in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Energieversorgungsunternehmen müssen erhöhte Anforderungen mit Blick auf die Sicherheit ihrer Systeme, Netze und Anlagen erfüllen – und zwar nicht nur für ihre IT-Systeme, sondern auch für OT-Komponenten wie die physischen Anlagen und Netze. Sie müssen sich also nicht nur vor Cyberangriffen schützen und die Integrität ihrer IT-Systeme sicherstellen, sondern auch ihre operativen Technologien wie Umspann- und Kraftwerke sowie Netze absichern.

Um das Vertrauen von Kunden, Partnern und der allgemeinen Öffentlichkeit zu gewinnen, müssen diese Systeme sicher gestaltet sowie ausreichend vor virtuellen und physischen Angriffen geschützt werden. Ein Angriff auf kritische Systeme hätte nicht nur weitreichende Folgen für Bevölkerung und Unternehmen, sondern würde auch das weitere Vertrauen in die Funktionsfähigkeit zentraler Versorgungssysteme massiv beschädigen.

Ebenso wichtig wie die Versorgungssicherheit ist die Bezahlbarkeit von Energie. Stromkosten müssen erschwinglich bleiben, um private Haushalte nicht zu sehr zu belasten und den Wirtschaftsstandort Deutschland wettbewerbsfähig zu halten.

Im Koalitionsvertrag verspricht die neue Regierung, dass sie für wettbewerbsfähige Stromkosten sorgen wird. Die Strompreise für Unternehmen und Verbraucher sollen dauerhaft um mindestens fünf Cent pro kWh sinken. Dafür will die Koalition unter anderem die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß senken sowie Umlagen und Netzentgelte reduzieren.

Gleichzeitig hält die Regierung am Ziel der Klimaneutralität bis 2045 fest und will den Ausbau der erneuerbaren Energien konsequent forcieren. Die Energiewirtschaft spielt eine zentrale Rolle, um die Energiewende voranzutreiben und die ambitionierten Klimaziele zu erreichen.

Um die Energiewirtschaft in diesem Sinne zu transformieren, sind Investitionen in dreistelliger Milliardenhöhe erforderlich. Energienetze müssen erneuert, Energieanlagen neu gebaut werden. Kommunen und Energieunternehmen stehen vor der Aufgabe, den Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur in den kommenden Jahren voranzutreiben und dafür hohe Summen aufzubringen.

Sie müssen innovative Wege finden, um diese Projekte zu finanzieren. Es gilt, traditionelle Finanzierungsmodelle durch neue Ansätze wie Joint Ventures und Infrastrukturfonds zu ergänzen. Profitieren dürfte die Branche von dem staatlichen Sondervermögen, das Infrastrukturinvestitionen von bis zu 500 Milliarden Euro vorsieht, die zu einem Teil in den Ausbau einer (klimaneutralen) Energieinfrastruktur fließen werden.

Beim Infrastrukturausbau und der Projektierung von Anlagen für erneuerbare Energien bereitet die effiziente Organisation der Lieferketten vielen Energieunternehmen Kopfzerbrechen: Insbesondere bei großen Infrastrukturprojekten wie dem Netzausbau beklagen die Unternehmen Engpässe und Schwierigkeiten bei der Beschaffung der benötigten Materialien und Komponenten.

Bei bestimmten Gewerken ist die Nachfrage aktuell sehr hoch, während die Zahl der Anbieter überschaubar ist. Der zukünftige Fokus muss deshalb darauf liegen, resiliente und transparente Wertschöpfungsketten aufzubauen und eine langfristige Zusammenarbeit mit den Lieferanten zu etablieren.

Auch im Bereich Personal kommen große Veränderungen auf die Energiewirtschaft zu: Im Zuge des demografischen Wandels stehen zahlreiche Mitarbeitende kurz vor dem Renteneintritt. Mit Blick auf den Fachkräftemangel wird es schwierig, diese Lücken adäquat zu schließen.

Die Neuausrichtung der Belegschaft ist auch deshalb nötig, weil es für die anstehenden Aufgaben veränderte Fähigkeiten braucht: Die benötigten Skillsets müssen bei den bestehenden Mitarbeitenden aufgebaut oder durch Neueinstellungen von entsprechend qualifizierten Fachkräften von außen geholt werden. Eine weitere Option ist die Bündelung der neuen Anforderungen in Service-Gesellschaften, die von mehreren Netzbetreibern gemeinsam betrieben werden.

Energieversorger sind gefordert, die aus der Digitalisierung entstehenden Chancen zu nutzen. Dafür müssen sie jedoch zunächst die passende IT-Infrastruktur schaffen – ein Bereich, in dem vor allem kleinere Unternehmen noch Verbesserungspotenzial aufweisen.

Ein Schlüsselthema der Digitalisierung ist der Umgang mit Daten. Zum einen bietet die Erhebung und Nutzung von Daten große Chancen, etwa bei der Einführung dynamischer Stromtarife. Dies erfordert jedoch detaillierte Verbrauchsdaten, die durch Smart Meter erfasst und für die Optimierung des Energieverbrauchs genutzt werden können. Vor der Verwendung der Daten müssen sich die Unternehmen intensiv mit dem Datenschutz und zahlreichen offenen Fragen auseinandersetzen.

Große Chancen entstehen auch durch innovative Technologien wie Quantum Computing und Künstliche Intelligenz – etwa für die Prognose von künftiger Stromerzeugung und -verbrauch. Das immense Potenzial von KI wird am Beispiel des Ausbaus erneuerbarer Energien deutlich: Sonnen- und Windenergie liefern keinen gleichmäßigen Strom. Um das Zusammenspiel zwischen schwankender Erzeugung und Verbräuche zu steuern, leisten KI-Systeme einen wichtigen Beitrag. Aufgrund der steigenden Anzahl an Daten kommen IT-Systeme an ihre Kapazitätsgrenze, sodass Quantum Computing eine zentrale Rolle spielt.

In der stark regulierten Energiebranche unterliegen Unternehmen zahlreichen Vorschriften. Während diese Prüfungen für die Versorger aufwändig sind, leisten sie einen wichtigen Beitrag, um das Vertrauen von Markt, Kunden, Geldgebern, Bevölkerung und weiterer Anspruchsgruppen in die Energieversorgung zu gewährleisten. So verlangt der Bund beispielsweise, dass Energieversorger die Erzeugung und den Vertrieb vom Netzbetrieb strikt trennen. Die Kartellbehörden überwachen die Einhaltung dieser Unbundling-Vorgaben streng und ahnden Verstöße.

Um die Einhaltung aller regulatorischen Vorgaben sicherzustellen und das Vertrauen in die Systeme zu stärken, müssen Energieversorger neben den regulären Abschlussprüfungen zahlreiche weitere energiewirtschaftliche Prüfungen durchführen. Das betrifft auch den Bereich der Netzentgelte. Und auch durch staatliche Subventionen finanzierte Projekte erfordern zusätzliche Nachweise, die sicherstellen, dass die erhaltenen Gelder korrekt verwendet und die entsprechenden Projekte ordnungsgemäß durchgeführt wurden.