Hohe Mieten und knapper Wohnraum schlagen in Hamburg auf die Stimmung

03 November, 2020

96 Prozent der Berufstätigen fühlen sich im Großraum Hamburg wohl / 60 Prozent sind mit der Lage auf dem Mietmarkt unzufrieden / Viele machen dafür Investoren und die Gentrifizierung verantwortlich/ Immer mehr Menschen arbeiten in Corona-Zeiten von zu Hause

Hamburg, 3. November 2020

Im Großraum Hamburg lebt es sich grundsätzlich gut: 96 Prozent der Berufstätigen fühlen sich an Alster und Elbe wohl. Dabei wissen sie insbesondere die guten Einkaufsmöglichkeiten sowie die Parkanlagen und Grünflächen zu schätzen. Für Frust sorgt jedoch die angespannte Lage auf dem Miet- und Wohnungsmarkt. 90 Prozent sind der Meinung, dass es reine Glückssache ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 400 Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren in der Metropolregion Hamburg.

Die Zufriedenheit mit vielem, was die Stadt bietet, hat dabei im Vergleich zum Vorjahr zugenommen – nach Ansicht von Thorsten Dzulko, Standortleiter von PwC in Hamburg, steht das durchaus im Zusammenhang mit der aktuellen Situation.

„Die Corona-Krise hat sicherlich dazu geführt, dass viele Menschen die Angebote der Metropolregion noch mehr zu schätzen wissen. Attraktive Parks und schnelles Internet gehören im Corona-Jahr einfach zur Grundversorgung – und bei diesen Aspekten ist Hamburg hervorragend aufgestellt. Letzteres bestätigt übrigens auch der aktuelle Smart City Index des Branchenverbands Bitkom, bei dem Hamburg auf Platz 1 gelandet ist.“

Thorsten Dzulko,Standortleiter PwC Hamburg

Auch bei der PwC-Umfrage schneidet die Hansestadt gut ab, wenn es um den Zugang zu schnellem Internet geht – rund drei Viertel der Berufstätigen bewerten den Zugang als gut.

Unzufriedenheit mit dem Miet- und Wohnungsmarkt nimmt zu

Immer unzufriedener sind die Berufstätigen jedoch mit der schwierigen Situation auf dem Wohnungsmarkt: Rund sechs von zehn Befragten bemängeln die hohen Kosten für Wohneigentum und die teuren Mieten sowie das knappe Angebot an freien Wohnungen. 78 Prozent sagen, dass sich in den Städten eigentlich nur noch Topverdiener eine Wohnung leisten können. 

Ob Homeoffice und FlexWork-Modelle für etwas Entspannung auf dem Wohnungsmarkt sorgen können? Schließlich arbeitet seit Ausbruch der Corona-Pandemie knapp jeder Zweite (47 Prozent) zumindest zeitweise im Homeoffice. 18 Prozent der Hamburger Berufstätigen sitzen mehr als bisher am heimischen Schreibtisch, 16 Prozent arbeiten erstmals von zu Hause aus – und drei Viertel gehen davon aus, dass auch in Zukunft deutlich mehr Beschäftigte im Homeoffice arbeiten werden als vor der Krise.

„Einige Arbeitnehmer werden die Chance nutzen, in eine Gegend mit niedrigeren Mieten zu ziehen, wenn sich die Pendelzeiten durch vermehrte Arbeit von zu Hause reduzieren und die technischen Möglichkeiten wie Breitbandinternet gegeben sind.“

Thorsten Dzulko,Standortleiter PwC Hamburg

Homeoffice kein Allheilmittel gegen die Wohnungsmisere

Der langjährige Hamburger warnt allerdings davor, hierin ein Allheilmittel gegen die Wohnungsmisere zu sehen. „Homeoffice funktioniert für einige Branchen und Berufe sehr gut, aber für viele eben auch gar nicht. Für eine Reihe systemrelevanter Berufe vom Handwerk über die Pflege bis zur Polizei ist Homeoffice komplett ungeeignet. Deshalb sehe ich den politischen Vorstoß, ein Recht auf Homeoffice gesetzlich zu verankern, auch kritisch. Arbeitgeber und Unternehmen müssen in der Lage sein, flexibel auf Veränderungen zu reagieren.“

Dass Homeoffice nicht für jeden eine Option ist, bestätigt auch die Umfrage: 45 Prozent geben an, dass sie aufgrund ihrer Tätigkeit gar nicht von zu Hause arbeiten können.

„Es muss deshalb auch in Zukunft bezahlbaren Wohnraum in der Stadt geben. Es kann nicht sein, dass sich nur noch Gutverdiener das Leben in der Stadt leisten können, während Vertreter wichtiger Berufsgruppen auf Wohnraum in der Peripherie ausweichen müssen.“

Thorsten Dzulko,Standortleiter PwC Hamburg

Denn diese Entwicklung – die schwierige Lage auf dem Wohnungsmarkt – hat durchaus Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in der Region und die Arbeitgeber: Rund zwei Drittel (68 Prozent) sind überzeugt, dass die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt die Arbeitgeber vor das Problem stellt, gut ausgebildete Fachkräfte zu finden und in der Region zu halten – und zwar die Fachkräfte, die nicht zu den Spitzenverdienern gehören.

Gentrifizierung trägt Mitschuld an hohen Mieten

Die Verantwortung dafür, dass es zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt, sehen die Befragten übrigens nicht nur bei der Politik. Zwar sagt gut jeder Zweite (55 Prozent), dass diese zu spät reagiert habe. Als Hauptgrund für die prekäre Situation auf dem Wohnungsmarkt sehen 58 Prozent der Berufstätigen jedoch, dass der Schwerpunkt der Investoren auf dem Luxussegment liegt. Schuld an den hohen Mieten geben die Befragten zunehmend auch der Gentrifizierung: 57 Prozent sind der Meinung, dass im Zuge von Sanierungen ein Verdrängungswettbewerb stattfindet, bei dem die weniger wohlhabenden Mieter für die Reichen Platz machen müssen.

Geeignete Ansätze, um die Situation auf dem Wohnungsmarkt zu verbessern, sind nach Einschätzung der Befragten Wohnungsbauprogramme für Haushalte mit geringem Einkommen (92 Prozent) und eine Verschärfung der Mietpreisbremse (83 Prozent). Aber auch der Arbeitgeber hat es in der Hand, der angespannten Wohnungssituation entgegenzuwirken: Nach Meinung der Befragten könnte er die Fahrtkosten zur Arbeit übernehmen (82 Prozent) oder sich an den Mietkosten beteiligen (80 Prozent).

In einem sind sich 85 Prozent der Hamburger allerdings einig: Die Nachfrage nach Wohnraum in den Großstädten wird hoch bleiben oder sogar weiter steigen. Die Stadt als Lebensraum bleibt also auch in Zukunft attraktiv.

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Corinna Freudig

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