Entwicklung von DAB+
Der Jahresbericht 2017 des Verbandes Privater Medien e.V. (VAUNET) zeigt, dass die Ultrakurzwelle (UKW) unverändert der wichtigste Übertragungsweg für Radio in Deutschland ist. 92,9 Prozent der Haushalte nutzen die analoge Terrestrik für ihren Radioempfang. Obwohl das Digital Audio Broadcasting (DAB+) eine bessere Klangqualität, bessere Empfangssicherheit, multimediale Zusatzinformationen und eine kostengünstigere Verbreitung bei geringem Energieverbrauch verspricht, wird es bisher nur von 15,7 Prozent der Haushalte genutzt. Die Auswertungen haben ergeben, dass für über zwei Drittel der Radio hörenden Personen (48,5 Millionen) in Deutschland UKW immer noch die meistgenutzte Radioempfangsart bildet. Von den rund 11 Millionen Personen, die Zugang zu DAB+-Geräten haben, ist nur für weniger als ein Drittel (3,5 Millionen Personen) DAB+ die bevorzugte Empfangsart. Zwar stieg die DAB+-Nutzung gegenüber dem Vorjahr leicht an, jedoch nicht in dem Maße wie erwartet.
Verteilung der Radioübertragungswege
Ohne staatlichen Eingriff bleibt noch jahrelang alles beim Alten
Zwar haben sich bereits einige Anbieter im Digitalradio etabliert und werden auch von den Besitzern digitaler Empfangsgeräte gehört, doch ohne staatlichen Eingriff in den Markt wird die Dominanz der UKW-Sendermarken vorläufig bestehen bleiben. Viele Anbieter halten sich daher bei der Umstellung auf Digitalradio eher zurück. Da die Reichweiten von UKW weiterhin hoch sind, besteht keine Notwendigkeit, das Programm auch digital-terrestrisch zur Verfügung zu stellen. Für die Zukunft wird ein entscheidender Faktor die Stärke der Sendermarke sein, die dann über Erfolg und Misserfolg entscheidet.
Ein Ausschuss des EU-Parlaments votierte unlängst dafür, eine DAB/DAB+-Pflicht in Neuwagen einzuführen. So soll jedes in der EU verkaufte Fahrzeug zukünftig ab Werk Zugang zu DAB/DAB+ haben. Ursprünglich sollte die DAB+-Pflicht für alle Radiogeräte gelten, nun soll die Richtlinie nur auf Autoradios Anwendung finden. Im Handel werden weiterhin auch analoge UKW-Empfänger angeboten. Sollte diese Richtlinie vom EU-Parlament abgesegnet werden, wäre dies dennoch ein wichtiger Schritt für die Durchsetzung des Digitalradios.
Abschaltung von UKW ist vor erst vom Tisch
Im Rahmen des Verkaufs des UKW-Antennennetzes durch die Media Broadcast kam es zu Unstimmigkeiten, die jedoch ausgeräumt werden konnten, nachdem Politik und Bundesnetzagentur sich eingeschaltet hatten, um eine Abschaltung des UKW-Netzes zu verhindern.
Am 19. Juni 2018 gab die Bundesnetzagentur bekannt, dass sich die Vertragsparteien bezüglich der Kosten von UKW auf Eckpunkte für eine vertragliche Lösung geeinigt hätten. Sendenetzbetreiber und Antennenbesitzer unterzeichneten eine entsprechende Einigung. Alle Beteiligten (Antenneneigner, Sendenetzbetreiber und Programmveranstalter, das heißt private und öffentlich-rechtliche Radioanbieter) bewegten sich folglich aufeinander zu, um langfristig ein UKW-Betreibermodell sicherzustellen. So müssen die Hörer vorerst keine Abschaltung befürchten.
Audiotrends 2018
Laut VAUNET-Jahresbericht 2017 wird der Radio- und Musikkonsum der Onlineaudionutzer in Deutschland weiterhin wachsen und immer häufiger mobil stattfinden. Zwar liegen im Nutzungsspektrum die klassischen Sendermarken vorn, aber die reinen Webradio- und Onlineaudioangebote werden ebenfalls beliebter. On-demand-Angebote wie Podcasts erschließen zusätzliche Nutzungssituationen. Sprachgesteuerte Audioplattformen könnten zukünftig die Auffindbarkeit und den Zugang zu Audioinhalten verändern.
So wird auch zukünftig die Radiobranche als eine der klassischen Mediengattungen von der Digitalisierung nachhaltig profitieren. Denn das Radio ist heutzutage so vielseitig wie nie zuvor. „Die zunehmende Digitalisierung liefert neue werberelevante Touchpoints, auch und vor allem für junge Zielgruppen. Der Markt hat dieses Potenzial erkannt und investiert folgerichtig verstärkt in Audiowerbung“, so der Geschäftsführer der Radiozentrale Lutz Kuckuck.
Podcasts
Podcasts werden auch in Deutschland immer beliebter und das Angebot immer vielfältiger und attraktiver. Die Hörer profitieren von der Bündelung und Strukturierung der Audioinhalte nach speziellen Themen; den Zugang erleichtern die Vielfalt der empfangsfähigen Endgeräte und die schnelle Marktdurchdringung neuer Devices. Auch der weitere Ausbau der Distributions- und Zugangswege, wie zum Beispiel von Mediatheken, Apps und Streamingdiensten und die wachsende mobile Nutzung wirken sich positiv aus.
Podcasts dürften zukünftig auch für den Werbemarkt interessanter werden, denn es handelt sich um Formate, die unabhängig von traditionellen Radioanbietern auf dem Markt Verwendung finden. So können zum Beispiel Verlage mit Podcasts neue und jüngere Zielgruppen erreichen. Bisher steckt die Podcastvermarktung im deutschen Werbemarkt noch in den Anfängen, die Entwicklung in den USA zeigt allerdings, dass in diesem Geschäftsfeld ein großes Potenzial schlummert.