29 Mai, 2018
Die Expertenkommission „Task Force on Climate-related Financial Disclosures“ (TCFD) der G20 hat Empfehlungen zu einer einheitlichen Klimaberichterstattung für Unternehmen herausgegeben. Die Empfehlungen sind ein Hebel für die ganzheitliche Integration von Risiken und Chancen aus dem Klimawandel und der emissionsarmen Wirtschaft in die Kernbereiche eines Unternehmens.
Das Urteil der Risikoexperten beim Weltwirtschaftsforum fiel eindeutig aus: Die Folgen des Klimawandels und die Umweltzerstörung haben sich zu einer der größten Gefahren für die Weltwirtschaft entwickelt. Das Ergebnis des Global Risks Report 2018 des World Economic Forum (WEF) bildet die Einschätzung von 1.000 Risikoexperten weltweit ab. Auch PwCs Low Carbon Economy Index 2017 zeigt, dass klimabezogene Risiken und Chancen schon heute auftreten und sich in Zukunft nur noch stärker materialisieren werden.
Um diesen Risiken zu begegnen, hat die Expertenkommission „Task Force on Climate-related Financial Disclosures“ (TCFD) des Finanzstabilitätsrats der G20 im Juni 2017 Empfehlungen für eine einheitliche Klimaberichterstattung veröffentlicht. Ziel ist es, Unternehmen und Investoren zu ermöglichen, die finanziellen Auswirkungen des Klimawandels auf das Geschäftsmodell zu quantifizieren und die Resilienz der Geschäftsstrategie zu stärken. Zu diesem Zweck hat die Europäische Kommission in ihrem „Action Plan: Financing Sustainable Growth“ angekündigt, die TCFD-Empfehlungen in eine überarbeitete Version der CSR-Richtlinie aufzunehmen. Dass Konzerne ihre Klimarisiken in der Berichterstattung adäquat abbilden, verlangen inzwischen auch Großinvestoren und Aktionäre. Gleichzeitig sind Investoren immer mehr dazu angehalten, im Rahmen ihrer Treuhänderpflicht die Klimarisiken und -chancen in ihrem Portfolio zu quantifizieren und zu bewerten.
„Die Empfehlungen der TCFD gehen weit über eine reine Klimaberichterstattung hinaus. Sie sind zugleich strategischer Ansatz, um Klimarisiken zu begegnen und im Bereich des Klimaschutzes und der emissionsarmen Wirtschaft neue Geschäftschancen zu entwickeln. Zudem stärken sie das Vertrauen von Investoren und Kreditgebern in Unternehmen.“
Die Empfehlungen der Expertenkommission richten sich an Unternehmen der Finanzwirtschaft wie Banken, Versicherungsgesellschaften und Investoren, aber ebenso an kapitalmarktorientierte Unternehmen. Darunter insbesondere an den Energiesektor, die energieintensive Industrie wie Chemie und Stahl, die Mobilitäts- und Logistikbranche, Unternehmen rund um Bau, Land- und Forstwirtschaft sowie die Lebensmittelindustrie.
Die Task Force spricht elf konkrete Empfehlungen aus, die vier Kernbereiche jedes Unternehmens betreffen und deren Anpassung die Klimaresilienz erhöhen sollen: Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele. In ihrem Bericht empfehlen die Experten beispielsweise, die Rolle des Vorstands bei der Bewertung von Klimarisiken festzuschreiben, materielle klimabezogene Risiken und Chancen zu identifizieren sowie mit Szenarioanalysen ihre finanziellen Auswirkungen zu bewerten und einen Prozess zur Steuerung dieser Risiken zu definieren.
Für Unternehmen, die die Empfehlungen der TCFD in die Praxis umsetzen wollen, ergeben sich zum Teil weitreichende Veränderungen:
Die Empfehlungen der TCFD verlangen von Unternehmen, dass sie sich intensiv mit klimabezogenen Fragestellungen beschäftigen. Dabei können sich Unternehmen fünf Schlüsselfragen stellen:
„Von Unternehmen verlangen die TCFD-Empfehlungen, dass sie ihre bisher kurzfristigen Betrachtungs- und Planungshorizonte überdenken und die Zukunftsfähigkeit ihrer Geschäftsstrategien langfristig analysieren“, bilanziert David Fischer, Senior Consultant im Bereich Sustainability Services bei PwC. Um Unternehmen in diesem Prozess zu unterstützen, hat PwC das TCFD Readiness Assessment Tool entwickelt, mit dem Unternehmen die Reife ihrer Berichterstattung und ihren internen Umgang mit Klimarisiken bewerten können. In jedem Fall raten die PwC-Experten zu einem strukturierten Ansatz, der in der Regel mit einer Gap-Analyse beginnt. Auf dieser Grundlage können die wichtigsten Handlungsfelder und ein Implementierungsplan festgelegt werden.